Schon bevor ihr Baby vor vier Monaten auf die Welt kam, hatte Marlies Salchegger einen recht engen, lebendigen persönlichen Kontakt zu ihm. Sie ist überzeugt, die „vorgeburtliche Beziehungsförderung“ hat ihr und dem Kind gutgetan.
„Mein Partner damals konnte oder wollte sich nicht für mich und das Kind entscheiden. Das war für mich ein sehr belastender Start in die Schwangerschaft“, erzählt Marlies Salchegger. Sie suchte Rat bei der „Aktion Leben“. Dabei wurde sie auf die Möglichkeit einer vorgeburtlichen Beziehungsförderung mithilfe einer Therapeutin hingewiesen. Das sei ein guter Weg, schwierige Schwangerschaftssituationen zu bewältigen und eine positive Beziehung zum Kind aufzubauen, hieß es. „Ich entschloss mich dazu, auch weil mich als Kunsttherapeutin interessierte, was das mit mir macht“, sagt Salchegger. In den folgenden Therapiestunden sei es einmal darum gegangen, ihren persönlichen „Rucksack“ aufzuarbeiten, „meine Beziehung und meine geringe familiäre Geborgenheit. Der zweite Teil der Bindungsanalyse war jeweils eine Art ,Reise in die Gebärmutter‘, ein entspanntes Hinhören darauf, was ich meinem Kind sagen will und was mir mein Kind sagt.“ In dieser Zeit habe sie nicht nur ein neues Verhältnis zu ihrer Mutter gefunden, sondern sei auch ihrem Kind sehr nahe gekommen. „Kurz vor der Geburt gab es dann noch ein eigenes Programm zur Vorbereitung darauf. Ich hatte dann auch eine total gute Geburt“, freut sich Salchegger.
Lehrgang. Seit 20 Jahren setzt der ungarische Psychoanalytiker Jenö Raffai die von ihm entwickelte „Bindungsanalyse“ zur vorgeburtlichen Beziehungsförderung in seiner Praxis ein. 2300 Frauen, die nach Fehlgeburten, nach erlebten schwierigen Schwangerschaften oder in psychischen Krisen Angst hatten, hat er geholfen, sich selbst und ihren Babys Sicherheit zu geben. Die Aktion Leben gewann ihn und Dr. Ludwig Janus (Heidelberg), erstmals in Österreich einen Lehrgang (15 Wochenenden) für vorgeburtliche Beziehungsförderung für Therapeut/innen, Gynäkolog/innen, Hebammen und Schwangerenberater/innen abzuhalten.