Autofahren hat viel mit Psyche zu tun. Mehr als man auf den ersten Blick erkennt. Wer unfallfrei fährt, muss deshalb noch nicht gut fahren können.
„Der Verkehrseignungstest simuliert Fähigkeiten, die man braucht, um Autofahren zu können“, sagt Verkehrspsychologe Mag. Wolfgang Senk. Er stellt beim Institut „Gute Fahrt“ Diagnosen. Schon wie jemand den Test macht, gewährt Einblicke in die Persönlichkeit: Beim Drehregler-Test erkennt man Typen, die eher schnell und ungenau sind, und andere, die es lieber langsam und dafür genau angehen. Bei allen Tests geht es darum, zu sehen, ob das Ergebnis nicht allzu weit vom Mittelwert weg ist.
Aus dem Bauch. Auch im Test mit den Bildern erkennt Wolfgang Senk die Persönlichkeit: Manche kreuzen lieber mehr an, als sie gesehen haben, andere kreuzen nur das an, was sie sicher im Gedächtnis behalten haben. Es geht darum, wie schnell jemand wichtige von unwichtigen Dingen unterscheiden kann. „Geübte Fahrer machen das oft unbewusst“, sagt Senk. „Wenn ein Kind zwischen parkenden Autos rausrennt, stehen sie zuerst auf der Bremse und erst dann realisieren sie, was passiert ist. Personen, die alles mathematisch analysieren, steigen bei diesem Test aus.“ Aber: „Autofahren und Intelligenz haben nichts miteinander zu tun“, sagt Senk. Genauso ist Unfallfreiheit kein Zeichen für gutes Fahren. „Jeder im Verkehr bügelt Fehler von anderen aus, und jemand anderer bügelt eigene Fehler aus“, meint er. Die Gefahr liegt also darin, dass das jemand nicht kann oder will.
Automatisch. Wie jemand bei Stress reagiert, erkennt man im Test besser als bei einer Probefahrt, „weil es sehr stressige Situationen im echten Verkehr nur ganz selten gibt“, erläutert der Verkehrspsychologe. Manche Menschen wachsen in solchen Situationen über sich hinaus, andere fallen fast in Lähmung und stehen nur noch auf der Bremse. Beim Test kommen Augen, Ohren, Hände und Füße zum Einsatz. „Oft funktioniert jeder Teil für sich gut, aber mit dem Alter oder durch Alkoholeinfluss lässt alles miteinander nach“, so Wolfgang Senk. Autofahren automatisiert sich, man muss nicht mehr dabei nachdenken. Das geht gut, solange nichts Unvorhergesehenes passiert.
Auto und Psyche. Aus psychologischer Sicht ist schon das Verhältnis zum Auto sehr interessant. Die meisten fühlen sich eins mit dem Auto – „Ich stehe um die Ecke.“ Im Auto fühlt man sich so anonym, dass man sich Dinge erlaubt, die man als Fußgeher nie tun würde. Kaum jemand redet jemanden in der Fußgeherzone von hinten an: „Geh zur Seite, ich hab’s eilig.“ Auf der Autobahn sind Drängler fast normal. Fehler beim Autofahren schreibt man der Situation zu, z. B. „Ich wollte nicht bei Rot in die Kreuzung fahren“: „Das verhindert, dass man sich mit dem eigenen Fahrverhalten auseinandersetzt“, so Wolfgang Senk, „Es gibt keine Bereitschaft, beim Autofahren dazuzulernen.“
Die einen kommen zur Verkehrspsychologischen Untersuchung, weil sie den Führerschein Klasse D (Bus) machen möchten oder einen Kindergarten- oder Schulbus lenken wollen. Andere werden vom Amtsarzt geschickt, weil dieser an der „gesundheitlichen Eignung“ zweifelt, weil sie alkoholisiert am Steuer gesessen sind oder Drogen- oder andere Verkehrsdelikte begangen haben. Der Computertest ist für alle gleich.
- Der Computertest. Erfahrungen mit Computern braucht man nicht für den Test. Für ein gutes Ergebnis sollte man ausgeruht und „nicht beeinträchtigt“ sein, also gesund und mit 0,0 Promille.
- An den Drehreglern. Zum Einstieg muss ein roter Punkt am Bildschirm mit zwei Drehreglern eine Linie entlang bewegt werden. Mit der rechten Hand kann man nach rechts oder links lenken, mit der linken auf und ab. Der Test zeigt, wie Augen und Muskeln zusammenspielen und wie sich jemand auf neue Situationen einstellen kann.
- Gedächtnis. Bilder werden kurz gezeigt: Kreuzungen aus Autofahrersicht. Dann muss man ankreuzen, was in der Situation zu sehen war: Fußgeher/Kinder, Radfahrer, Kraftfahrzeuge, Verkehrsschilder und/oder Ampeln.
- Reaktionstest. Stress pur! Auf verschiedenfarbige Punkte am Bildschirm soll man mit der richtigen Taste reagieren, dazwischen gibt es hohe und tiefe Töne mit extra Tasten dazu und Rechtecke, auf die man mit Pedalen – rechter oder linker Fuß – reagieren muss.
- Konzentration. Zuletzt soll eine einfache Grafik mit vier anderen verglichen werden. Der Test prüft die Aufmerksamkeit bei Unterforderung. „Normale“ Autofahrer/innen brauchen diese Fähigkeit etwa beim Fahren durch einen Tunnel.