Die Liebesgeschichten der Menschen bedeuten der Kirche viel
Papst Franziskus nimmt die Menschen an, wie sie sind. Er achtet ihr Leben. Die Familien- und Beziehungspastoral in der Diözese Linz soll von dieser Grundeinstellung geprägt sein. Der Pastoralrat will dafür Impulse setzen.
Ausgabe: 2016/45
08.11.2016
„Ich glaube, dass Papst Franziskus wichtig ist: Wir sollen aus einer Haltung des Verteidigens und des Irgendwie-überleben-Wollens herauskommmen, denn Christus ist gegenwärtig in den Geschichten der Liebenden.“ Bischof Manfred Scheuer hat den Delegierten des Pastoralrates am letzten Wochenende im Bildungshaus Schloss Puchberg persönlich die Grundzüge des Papstschreibens zur Familiensynode „Amoris laetitia“ (Die Freuden der Liebe) vom März dieses Jahres nahegebracht. Die einladende Grundhaltung der Kirche allen Liebenden gegenüber soll auf allen Ebenen der Kirche von Oberösterreich spürbar werden. Das nämlich ist eine Sorge, die Pastoralräte zum Ausdruck brachten: Aufgrund früherer Verletzungen erreicht die Kirche viele Menschen kaum mehr, wenn es um Fragen des Zusammenlebens geht.
Begleitung für Wiederverheiratete
Bischof Scheuer sieht den schon seit 1986 beschrittenen Weg der Diözese Linz durch „Amoris laetita“ bestätigt und bestärkt, wonach auch wiederverheiratete Geschiedene durch die Kirche Begleitung bekommen sollen, sodass nach einer Klärung für sie der Weg zum Empfang der Kommunion eröffnet werden kann.
Im Geist Christi müsse die Kirche achtsam sein gegenüber dem Guten, das der Heilige Geist inmitten der Schwachheit und Hinfälligkeit verbreitet, zitierte Scheuer den Papst. Das gilt auch für Menschen in sogenannten „irregulären“ Verhältnissen. Wenn auch die volle Morallehre der Kirche zu verkündigen wäre, so sei die Kirche doch „keine Zollstation“, sie sei „das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben“. Nicht von „kalter bürokratischer Moral“ soll die Rede der Kirche selbst in heikelsten Fragen geprägt sein. Es geht ihm um Ermutigung, pastorale Unterscheidung, geprägt von „barmherziger Liebe, die immer geneigt ist zu verstehen, zu verzeihen, zu begleiten, zu hoffen und vor allem einzugliedern“.
Spitze in Europa
Auf die kirchlichen Beratungs- und Ehevorbereitungs-Angebote soll daher in der Diözese Linz noch größerer Wert gelegt werden. Fast 2200 Paare nehmen diese Angebote in der Diözese Linz jährlich in Anspruch – ein europäischer Spitzenwert, wie Familienseelsorger Franz Harant betonte.