Ausgabe: 2007/28, Lungau, Jakober Andreas, Namibia, Missionar, Hilfe, Afrika
11.07.2007 - Susanne Eller
Am 14. Juli wird Pater Philipp Pöllitzer zum Bischof von Keetmanshoop in Namibia geweiht. Der gebürtige Lungauer ist seit 1967 in Namibia als Missionar tätig.
Die Freude über die Bischofsernennung ist bei Philipp Pöllitzer groß. Doch auch ein bisschen Wehmut schwingt mit. „Ich bin seit 40 Jahren in Namibia und habe in Dornfeld bei Gobabis in der Diözese Windhoek die Seelsorge, Schulen und Kindergärten aufgebaut. Das aufzugeben fällt schwer“, so der aus dem Salzburger Lungau stammende Missionar. Er sorgt sich vor allem um die Weiterführung der zwei Schulen, einer primären und einer höheren Schule mit 1200 Kindern im Heim. „Inzwischen habe ich aber erfahren, dass Pater Erastus, ein Einheimischer, alles weiterführen kann. Das erleichtert mich sehr.“
Aufgaben. Anfang Juli übersiedelte Pöllitzer nach Keetmanshoop im Süden Namibias. Die Diözese ist dreimal so groß wie Österreich, aber dünn besiedelt. Hier leben ca. 40.000 Katholik/innen in 21 Pfarren. In einer Zeit des Übergangs von der Missionskirche zur Einheimischenkirche gilt die größte Sorge in der Diözese dem eigenen Priesternachwuchs. Als neuer Bischof wird dieser Bereich einer seiner zentralen Aufgaben sein. Ein zweites Ziel ist, kirchlich sowohl im personellen als auch im finanziellen Bereich unabhängig zu werden.
Erste Zeit. Als Philipp Pöllitzer im Mai 1967 als Missionar nach Namibia kam, gab es fünf Priester in der Region Omaheke. „Im Laufe der Zeit blieb ich als Priester dort alleine übrig. Aber es waren viele Schwestern da, die in der Seelsorge tätig waren“, so der Bischof. Mit den Jahren vergrößerte sich sein Pfarrgebiet. „Zunächst arbeitete ich als Seelsorger in der Station Gunichas bei Gobabis. Später kamen die Missionsstationen Epukiro und Aminuis dazu“, erzählt Pöllitzer. Neben der praktischen Seelsorge und dem Auf- und Ausbau von Bildungsstätten war der Ordensmann u. a. auch zuständig für die Ausbildung der Ständigen Diakone. Den Kontakt zu den Einheimischen beschreibt er als sehr gut. „Als ich einmal zum Spital kam, begegnete ich einer Hererofrau mit ihrem vierjährigen Jungen. Er rief: ,Der Weiße kommt.‘ Daraufhin entgegnete seine Mutter: ,Nein, das ist kein Weißer, das ist ein Pater!‘“, berichtet der neue Bischof erfreut.
Besuch aus der Heimat. Hochschulpfarrer Andreas Jakober, Leiter der Katholischen Hochschulgemeinde Salzburg, war von 1992 bis 1995 als Kooperator in Namibia bei Philipp Pöllitzer tätig. „Faszinierend war, dass Pater Philipp mir als Neuling sehr schnell Verantwortung übertragen hat. Ich bin damals am 5. Dezember auf der Missionsstation angekommen und habe zu Weihnachten schon einen Gottesdienst auf Afrikaans halten müssen. Beim Lernen der Sprache ging es mir gut, weil sich Pater Philipp in seiner konsequenten Art täglich zu mir setzte und mir Unterricht gab. Lehrbuch war die Bibel“, sagt Jakober. Grundsätzlich habe Pater Pöllitzer anderen Menschen Verantwortung übertragen. Sein Ansatz war Bildung für die Leute. „Er hat darauf bestanden, Schulen zu bauen. Und er hat alles dazu getan, dass Erwachsene zu Fortbildungs- und Glaubenskursen auf die Missionsstation kommen konnten. Sein pastorales Konzept der ,kleinen Gemeinschaften‘ basiert darauf, Menschen, die auch nicht lesen und schreiben können, auf einfache Art und Weise Führungsqualitäten zu vermitteln, damit sie den Glauben weitertragen können. Denn letztlich wird der Glaube nicht nur von uns Priestern weitergegeben, sondern von ganz normalen Christinnen und Christen. Das hat mich sehr geprägt“, so der Hochschulpfarrer.
Erwartungen. Philipp Pöllitzer gilt als Kenner Afrikas, weil er praktisch das ganze Land bereist hat. „Und zwar unter analytischem Aspekt. Zentrale Fragen waren, wie geht es den Menschen in anderen Ländern, welche Strukturen und Hilfestellungen sind unbedingt nötig, welche nicht. Er hat auch stets die afrikanischen Tänze und Lieder gefördert“, sagt Jakober. Er erwarte sich von Pöllitzer, dass er in seiner Funktion als Bischof noch einmal einen starken Impuls für die namibische Kirche gebe. Genau in dem Sinn, in dem er bisher arbeitete. „Sein Zutrauen und Vertrauen auf die Mitarbeiter/innen kann er jetzt verstärkt in die Diözesen hineintragen.“
STICHWORT
Zur Mission berufen
Bereits mit neun Jahren wollte Philipp Pöllitzer Ministrant werden. In den letzten Jahren im Privatgymnasium Borromäum in Salzburg war für ihn dann klar, dass er in die Mission gehen möchte. „Gleich nach der Matura habe ich mich für den Orden der Oblaten der Makellosen Jungfrau entschieden“, so der 67-Jährige, der in Mörtelsbach bei Tamsweg in Salzburg geboren wurde. Pöllitzer kam ins Noviziat nach Deutschland und studierte an der Ordensschule der Oblaten in Hünefeld bei Fulda. 1965 wurde er zum Priester geweiht. 1967 ging er in die Mission nach Namibia und blieb „bis zum heutigen Tag dort hängen.“