Aus Bienenwachsspenden der örtlichen Imker hat Franz Renner aus Altenberg bei Linz heuer die Osterkerze gegossen. Die Idee dazu lieferte der ehemalige Imkervereinsobmann Johann Hammer, der seit seiner Kindheit beim „Exsultet“ – dem Osterlob der Lichtfeier am Beginn der Osternacht – ganz besonders genau hingehört hat.
Auf Latein hat er es als Ministrant zum ersten Mal gehört. Später, als Jugendleiter, kommentierte Johann Hammer das „Exsultet“ in der Osternacht auf Deutsch. Zwei Textzeilen, die sich auf die Osterkerze beziehen, beschäftigen ihn seither jedes Jahr aufs Neue. Die Kerze sei „aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet“, heißt es da, und weiter: „Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.“ Hammer: „Ich habe immer Zweifel gehabt, ob die Osterkerze wirklich aus Bienenwachs ist.“ Im vergangenen Jahr hat er diese Zweifel „eher nebenbei“ beim Imkerstammtisch geäußert – und damit beim jetzigen Imkervereinsobmann von Altenberg, Franz Renner, den Ehrgeiz geweckt, eine Osterkerze aus reinem Bienenwachs zu gießen.
Schwitzende Bienen. Nach Rücksprache mit Pfarrer Hubert Puchberger wandte sich Renner mit der Bitte um Wachsspenden an die Imker. Mit durchschlagendem Erfolg: Zwanzig Kilogramm Bienenwachs sammelten die Altenberger Imker – zehn hätten für die Herstellung der Kerze gereicht. „Viele 1.000 Bienen haben Wachs geschwitzt“, bedient sich Hammer des Imker-Jargons. Zur Veranschaulichung: Ein Bienenvolk, bestehend aus etwa 60.000 Tieren, erzeugt im Jahr etwa ein bis zwei Kilogramm Bienenwachs.Nicht nur die Bienen haben geschwitzt: Nach mehreren Experimenten und fehlgeschlagenen Versuchen im Keller von Fanz Renner war das Prachtexemplar fertig: 1,20 Meter hoch und neun Kilo schwer. „Ich habe immer ein bisschen Bauchweh gehabt“, gesteht Hammer. Ob so ein Projekt in dieser Dimension machbar sei und ob die Kerze auch brenne, beschreibt er seine Sorgen. Die waren umsonst: Während der gesamten Imker-Jahreshauptversammlung leuchtete die Flamme auf dem Probestumpen.
Vermählung der Lichter. Für die dezente Verzierung der Osterkerze sorgte wie in den Jahren zuvor Hobbykünstlerin Iduna Deutsch. Sie hat ebenfalls das „Exsultet“ als Grundlage genommen. Eine Verbindungsachse zwischen zwei Lichtern ist das tragende Motiv der Osterkerze: „Vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel.“Pfarrer Puchberger ist von der Idee und ihrer Ausführung begeistert: „Es freut mich, wenn jemand bei einem liturgischen Text so Acht gibt, dass dann etwas derart Großartiges daraus wird.“ Das Engagement der Imker sieht er als eine Art von Spiritualität: „Sie bringen ihren Lebensbereich in die Liturgie ein.“
Exsultet (Auszüge)
Frohlocket, all ihr seligen Chöre der Engel, frohlocket, ihr himmlischen Scharen, lasset die Posaune erschallen, preiset den Sieger, den erhabenen König Lobsinge, du Erde, überstrahlt vom Glanz aus der Höhe! Licht des großen Königs umleuchtet dich. Auch du freue dich, Mutter Kirche, umkleidet von Licht und herrlichem Glanze! Töne wider, heilige Halle, töne von des Volkes mächtigem Jubel. Darum bitte ich euch, geliebte Brüder und Schwestern, ihr Zeugen des Lichtes, das diese Kerze verbreitet: Ruft mit mir zum allmächtigen Vater um sein Erbarmen und seine Hilfe.(...)
Dies ist die Nacht, von der geschrieben steht: „Die Nacht ist hell wie der Tag”, und „Wie strahlendes Licht wird die Nacht mich umgeben”. Der Glanz dieser heiligen Nacht nimmt den Frevel hinweg, reinigt von Schuld, gibt den Sündern die Unschuld, den Trauernden Freude. Weit vertreibt sie den Hass, sie einigt die Herzen und beugt die Gewalten. In dieser gesegneten Nacht, heiliger Vater, nimm an das (Abend-)Opfer unseres Lobes, nimm an diese Kerze als unsere festliche Gabe! Aus dem köstlichen Wachs der Bienen bereitet, wird sie dir dargebracht von deiner heiligen Kirche durch die Hand deiner Diener. So ist nun das Lob dieser Kerze erklungen, die entzündet wurde am lodernden Feuer zum Lobe des Höchsten. Wenn auch ihr Licht sich in der Runde verteilt hat, so verlor es doch nichts von der Kraft seines Glanzes. Denn die Flamme wird genährt vom schmelzenden Wachs, das der Fleiß der Bienen für diese Kerze bereitet hat.(...)
Geweiht zum Ruhm deines Namens leuchte die Kerze fort, um in dieser Nacht das Dunkel zu vertreiben. Nimm sie an als lieblich duftendes Opfer, vermähle ihr Licht mit den Lichtern am Himmel.(...)