Aus den Augen, aus dem Sinn. Vielen genügt dieses Prinzip nicht mehr. Sie wollen ihr Geld nicht nur zu möglichst hohen Zinsen anlegen. Sie fragen auch nach dem Zins der Menschlichkeit. Es lohnt sich hinzuschauen, was mit dem Geld geschieht, das man angelegt hat – und es muss dabei nicht um große Summen gehen. Mit ihrem Verhalten können Geldanleger massiven Einfluss für gerechte Wirtschaftsstrukturen nehmen. Immer mehr Menschen wollen wissen, was mit ihrem Geld geschieht. In der Tat ist es heute möglich Geld so anzulegen, dass man dabei ein gutes Gewissen haben.
Die Linzer Hypobank brachte die Frage nach der ethisch sauberen Geldanlage in der Vorwoche selbst ins Gespräch und lud zum „Kirchentag“. Kernpunkt dabei: Wer Geld anlegen möchte, muss die Unternehmen, die Geld aufnehmen wollen, genau unter die Lupe nehmen – was sie produzieren, wie sie arbeiten lassen und wie sie mit der Umwelt umgehen.
Geld mit Mascherl
Ethisch saubere Geldanlage ist Instrument zur Steuerung der Wirtschaft
Das moralische Unbehagen am modernen Finanzkapital ist kein Kind unserer Zeit. Dies meinte Dr. Markus Schlagnitweit beim „Kirchentag“ der Hypobank. Er sprach dort über Möglichkeiten ethisch sauberen Geldanlegens.
Der vom Theologen und Sozialwissenschafter Schlagnitweit, Hochschulseelsorger in Linz, vorgebrachte Beleg dafür: Schon Goethe verglich in Faust II die Geldwirtschaft mit der Alchemie (Schwarzkunst).
Kapitaleinsatz steuern
Ob ein Kapital aufnehmendes Unternehmen Waffen produziert, Waren in Kinderarbeit herstellt oder die Umwelt zerstört, steht bei der Geldanlage kaum zur Debatte. Die Geldanleger könnten allerdings darauf achten!
Investoren und Geldanleger haben eine entscheidende Rolle darin, was, wie und durch wen produziert wird. So wird die Wirtschaft Richtung Umweltschonung, Sozial- und Kulturverträglichkeit gelenkt.
Ethische Fonds, derzeit die bevorzugte Anlageform ethisch orientierten Investments, verzeichnen in den letzten Jahren ein bedeutendes Wachstum. In Europa ist die Idee noch ziemlich jung. Zunächst war vor allem von „Grünem Geld“ die Rede. Im Großen gesehen ist ethische Geldanlage immer noch ein Nischenprodukt. Allerdings sind viele interessiert.
Wirtschaftsethik
Es braucht eine Präzisierung des Begriffs Wirtschaftsethik. Ein Kriterienkatalog wurde vom Frankfurter Moraltheologen Prof. Dr. Johannes Hoffmann in Zusammenarbeit mit dem Stuttgart-Hohenheimer Ökonomen Prof. Dr. Gerhard Scherhorn erstellt. Diesen „Frankfurt-Hohenheimer Leitfaden“ nennt Schlagnitweit das derzeit präziseste Instrument zur ethischen Bewertung von Unternehmen bzw. Wertpapieren.
Der neue Ansatz für die Bewertung, ist zu schauen, wer in einer Branche ethisch führend ist. Der ethisch orientierte Geldanleger ist damit nicht auf Randbereiche angewiesen, sondern setzt Impulse quer durch alle Branchen: Etwa in der Autoindustrie, wenn er sein Geld dorthin gibt, wo am weitesten ökologische, sozial- und kulturverträgliche Rahmenbedingungen erfüllt sind.
Mag. Friedrich Mayrhofer, Vorstand der von der Caritas Linz gegründeten Elisabeth-Liegenschafts-Entwicklungs-Aktiengesellschaft (ELAG) stellte beim „Hypo-Kirchentag“ eine weitere Form der Geldanlage vor: Die ELAG entwickelt das Liegenschaftsvermögen der Kirche und ihrer sozialen Einrichtungen. Sie fördert soziale Projekte durch ökonomisch rentable Objekte (billige Vermietungen zum Beispiel). Geldanleger sollen bald „soziale“ Aktien der ELAG erwerben können und so deren Zielrichtung stützen. Sie nehmen eine etwas schmälere Rendite in Kauf, weil sie die Sozialbindung des Kapitals besonders ernst nehmen.
BEISPIELE
Wie anlegen?
Was raten Banken jemandem, der 20.000 Euro ethisch sauber, gebunden auf höchstens zehn Jahre, anlegen will?
Die Raiffeisenlandesbank schlägt eine Aufteilung in 50% Anleihen und 50% Aktien vor. Sie empfiehlt den „KEPLER Ethik Aktienfonds“, der sich streng nach dem „Frankfurter Hohenheimer Leitfaden“ richtet. Die „oekom research AG München“ besorgt die Ethikanalyse. Zusätzlich wird dieser Fonds durch einen Ethikbeirat der Diözese Linz beraten. Einige der Ausschlusskriterien: Rüstung, Atomenergie, grüne Gentechnik, Tierversuche, Kinderarbeit, Verletzung von Menschenrechten, Verstöße gegen Arbeitsrecht, Pornographie, Abtreibung und Embryonenforschung. Den Anleihenteil deckt Raiffeisen mit einem ethischen Anleihenfonds der KEPLER Fonds Kapitalanlagengesellschaft ab, der gemeinsam mit der Diözese Linz entwickelt wird. Für den Anleihenteil erwartet die Raiffeisenlandesbank eine jährliche Durchschnittsrendite von 4,5%, für den Aktienfonds 8%.
Die Sparkasse Oberösterreich hat im Mai 2002 zwei Investmentfonds aufgelegt, die ethisch-soziale und ökologische Richtlinien haben. Auch die Sparkasse hält sich an „oekom research AG“. Die Sparkasse bietet einen internationalen Anleihefonds an, der dem Anleger eine wesentlich höhere Stabilität als Börsenschwankungen unterliegende Aktien bietet. Der Aktienfonds „Ethikaktien“ legt weltweit an. Der Anleihenfonds „EthikBond“ ist ein internationaler Anleihefonds, der vorrangig in Staatsanleihen und bis zu maximal 30 Prozent in Unternehmensanleihen guter Bonität anlegt. Die Sparkasse empfiehlt einen Mix aus Anleihen und Aktien, wobei derzeit die Aktien zehn Prozent ausmachen sollen. Die Ertragserwartungen liegen so bei 6 bis 8%.
Die Volkskreditbank (VKB) verweist auf den „Prime Value Fund“ als ihren Top Ethik Investmentvorschlag. Schwerpunkt ist eine ethisch wertvolle Anlage, zwei Drittel Anleihen und ein Drittel Aktien. Eine weitere Möglichkeit, erläutert die VKB, wäre der „ESPA Stock Umwelt WKN 070567“ Dieser investiert in die bedeutenden globalen Unternehmen der Umweltbranche (52% in den USA, 19% in Europa, 100% in Aktien) Als Zertifikat im Aktienbereich ist für die VKB das „BNP Umwelt Ethik 24 Zertifikat“ die Topwahl.Als Einzelaktie im engsten Ökosinne schlägt die VKB die schweizerische „Precious Woods“ vor, „die jedoch durch die Tatsache des Einzelinvestments die spekulativste Variante darstelle.
Für die Hypo Oberösterreich gibt es eine ganze Fülle von ethisch ökologischen Veranlagungsmöglichkeiten. „In Unkenntnis des persönlichen Umfeldes des Anlegers (Gesamtvermögen, Risikobereitschaft usw.)“ schlägt die Hypobank den „Prime Value Bond Paneuropa“ WNR 70.718 der Gutmann Kapitalanlage Aktiengesellschaft, Wien vor. Dieser Anleihefonds sei eine sichere, attraktive Veranlagungsform. Er achtet streng darauf, dass neben wirtschaftlichen positiven Voraussetzungen auch die Grundprinzipien hoher, ethischer und moralischer Kriterien erfüllt sind. Die Hypobank verweist auf die gute Performence: „Im Ein-Jahres-Bereich ergibt sich eine Wertsteigerung von 6,9%.