Plötzlich querschnittgelähmt! Für die meisten wohl das Schlimmste, das sie sich vorstellen können. Reinhold Felhofer (Seite 4) und Maria Kastenhuber haben erst vor kurzem dieses Los erlitten. Sie erzählen, wie sie sich vom Glauben getragen wissen. Wer sie aufsucht, geht bestärkt wieder heim.
„Von guten Mächten wunderbar geborgen.“ Dieses Lied begleitete Maria Kastenhuber bei einem Begräbnisgottesdienst am 23. September des Vorjahres in Wimsbach. Während der Feier kamen arge Schmerzen in den Beinen. „Hinauf zur Orgel bin ich noch gegangen. Hinunter nicht mehr.“ Eine Spritze wird die Sache in Ordnung bringen, dachte die Bäuerin aus Bad Wimsbach. Wenige Tage später waren beide Beine gelähmt.
Der Primar hatte Franz Kastenhuber ins Büro gebeten und über den Ernst der Erkrankung informiert. Er solle Maria „die Wahrheit“ noch nicht sagen, rät er. „Aber ich kann sie doch nicht anlügen!“ Franz sagte es ihr. „dein Herz und Dein Kopf sind mir wichtig, nicht deine Füße“, versucht der selbst Verzweifelte seine Frau zu trösten.
„Dass er das gesagt hat, hat mir ganz viel gegeben“, sagt Maria heute. In den folgenden fünf Monaten in der Rehabilitation hat sie erlebt, wie Beziehungen in Brüche gingen, weil die Partner mit der Behinderung nicht fertig wurden. Wie in einem tiefen Brunnen kam sich Franz vor, eingemauert, ohne Aussicht. „Sie hat mir so ungeheuer leid getan.“ Jedes Wochenende holte Franz seine Frau heim, 1000 Autokilometer bedeutete das jede Woche.
Für viele, die Maria Kastenhuber an diesen Wochenenden daheim aufgesucht haben, war es wie ein Wunder: Sie selbst kamen bedrückt, manche weinten. Und sie fanden eine starke, ja fröhliche Frau vor, die ihrerseits die Besucher/innen tröstete. „Ich bin wie früher, nur gehen kann ich nicht“, sagt sie. „Psychisch fertig war ich eigentlich nie.“Die „Stimmungsaufheller“, die man ihr geben wollte, hat sie nicht genommen. „Meine Stimmungsaufheller waren die Familie, die Nachbarn, die Freunde, der Kirchenchor“, erzählt sie. „Sicher habe ich vom Glauben her etwas mitgekriegt“, sucht sie selbst eine Erklärung für ihre Gelassenheit. „Ich spüre, wie so viele Menschen für mich beten und in Gedanken bei mir sind!“ Die Krankheit hat sie gelassener gemacht. „Es ist einfach nicht notwenig, dass man sich über so viele Sachen aufregt, Grant und Schimpf zahlen sich nicht aus!“ Matthias, Florian und Wolfgang, die drei Buben, haben am Anfang zu kämpfen gehabt. Sie waren verstört. Jetzt können sie mit ihrer Mama wieder ganz normal umgehen. Wie sich die Lähmung entwickeln wird, lässt sich medizinisch noch nicht sagen. Die Hoffnung lebt.
Ein Treppenlift führt jetzt hinauf ins Obergeschoß. Da oben steht auch das Klavier. Die Kas-tenhubers sind Musiker. Gemeinsam leitet das Ehepaar den Kirchenchor. Im Rollstuhl erledigt Maria die Hausarbeit. Dass sie die geliebte Gartenarbeit nicht machen kann, tut schon weh. Doch die Schwiegereltern sind im Haus und helfen in der Landwirtschaft.Maria zieht sich nicht zurück. Als Tischmutter hat sie diese Woche mit den Erstkommunionkindern Brot gebacken. Beim Frauentreff der Pfarre ist sie selbstverständlich auch dabei. Franz ist Bauer und Lehrer an der Landwirtschaftsschule in Lambach. Die Schüler/innen waren großartig zu ihm in den schweren Tagen. In dieser Zeit braucht es nicht nur Mitleid, sondern auch handfeste Beratung und Hilfe.
„Erwähnen Sie die Bauernkrankenkasse“, sagt Franz. „Gegen Versicherungen wird so viel geschimpft, aber wir haben erlebt, wie menschlich und sensibel wir beraten wurden.“
Als „Geschenk für Maria“ geben Fritz Fuchs & Bernhard Walchshofer am Freitag, 27. April, 20 Uhr in der Stockschützenhalle Bad Wimsbach-Neydharting ein Benefiz-Konzert.