Von Wartberg kommend sieht man schon von weiter Ferne den hohen gotischen Kirchturm wie ein Wahrzeichen in den Himmel ragen. Er ist der einzige seiner Art in diesem Gebiet. Aber auch sonst gehen hier die Uhren noch etwas anders.Das behaupten zumindest die Verantwortlichen der Pfarre. Und führen Beispiele an, wie die funktionierende Nachbarschaftshilfe: „Die Leute helfen bei uns noch zusammen.“ Das gilt auch für pfarrliche Aktionen und Veranstaltungen. Oder der Kirchenbesuch, der hier mit fast 35% relativ hoch ist. Ein weiteres Beispiel: Jugendliche, die gefirmt und noch nicht 18 Jahre alt sind, haben bei einer Pfarrgemeinderatswahl eine halbe Stimme. Bei der Wahl selbst wird darauf geachtet, daß von jeder Ortschaft jemand im Pfarrgemeinderat vertreten ist.Seit 10 Jahren ist das Pfarrgebiet in 22 Sprengel unterteilt, die von Sprengelhelfer/innen betreut werden. Eine Besonderheit dabei ist sicherlich, daß diese Leute in ihren Sprengeln z.B das Herbergsuchen durchführen. Für Pfarrer P. Friedrich ist der Sinn des Sprengelsystems, daß möglichst viele in der Pfarre mitarbeiten und Verantwortung tragen.Neben einer ausgesprochen herausragenden Mütterrunde und einem sehr aktiven Kath. Bildungswerk gibt es auch eine stark in Anspruch genommene Pfarrbücherei. Diese und das KBW werden 1999 mit dem Qualitätssiegel des Landes OÖ. ausgezeichnet werden. Sehr rege ist auch die Jungschar, die aus vier Gruppen besteht.Alle zwei Jahre gibt es in Nußbach ein Pfarrfest, alternierend dazu gibt es einen Familiensonntag, der mit einer Wanderung verbunden ist.Mit der Kirchenrestaurierung steht den Nußbachern im Jahr 2000 ein größeres finanzielles Projekt ins Haus. Miteinbezogen werden soll auch die Orgel. Derzeit ist aber noch nichts konkret.SteckbriefDas abseits der großen Verkehrswege, im nördlichen Teil des Bezirkes Kirchdorf/Kr. gelegene Nußbach erlebt eine große Blüte. Die Einwohnerzahl stieg in den letzten 12 Jahren von 1.880 auf derzeit etwa 2.210, für die rund 700 Arbeitsplätze in der Gemeinde zur Verfügung stehen. Die Nuß im Wappen (siehe Foto) kommt vom Namen, der um 1110 erstmals als „nuzpach“ in einem Verzeichnis von Ottokar IV., Markgraf von Steyr, aufscheint. Und auch die meisten Bauerngüter von heute bestanden laut Chronik zu dieser Zeit bereits. Nicht klar ist, seit wann es hier eine Kirche gibt. Im Jahr 1366 jedenfalls verkauft ein „Andre der Wiltperger“ seinen „halben Hof zu Nußbach samt Mühle, Kirche und Vogtei, die sein rittermäßiges Eigentum gewesen sind“ … Um 1470 erfolgte entweder der Bau oder der Umbau der Kirche durch die „Salzburger Dombauhütte“. Der gotische Bau wurde mit einem gotischen Flügelaltar aus Nürnberg ausgestattet. 1778 wurden Seelsorgsstation und Schule errichtet, 1784 wurde Nußbach selbständige Pfarre (Mutterpfarre Wartberg/Kr.). Seelsorglich betreut wird Nußbach vom Zisterzienserstift Schlierbach, Pfarrer ist seit 1984 Mag. P. Friedrich Höller.Die Mütterrunde ist das Aushängeschild der PfarreWeit über das übliche Maß geht das Engagement der Mütterrunde von Nußbach hinaus. Solidarität mit den Armen ist hier keine leere Worthülse sondern gelebtes Beispiel. Da hat sich schon manch andere Pfarre etwas abgeschaut, weiß PGR-Obmann Prillinger. Er und Pfarrer P. Friedrich heben da besonders den Einsatz von Helga Wöckl hervor, die die seit fast 20 Jahren bestehende Mütterrunde leitet.So wird seit 8 Jahren ein Pfarrcafé veranstaltet, dessen bisheriger Erlös von S 300.000 für „Frauen für Frauen“ sowie ein Projekt in Brasilien verwendet wird. In Jacobina, wo P. José Hehenberger tätig ist, wird das Geld für die dortigen Schulen verwendet.Das Engagement für die Mission wurde schon vor über 15 Jahren von der Kath. Frauenbewegung – Leitung Ernestine Kerbl – wahrgenommen. Früher wurden jährlich so 50 Decken nach Afrika verschickt, in den letzten Jahren nach Rumänien, wo die Mütterrunde ein Sozialprojekt betreut und auch schon Hilfslieferungen organisiert hat, wo Helga Wöckl auch immer mitgefahren ist. Seit sechs Jahren finden Kinder aus Tschernobyl im Sommer Aufnahme in Nußbach um sich zu erholen und zu regenerieren. Initiiert und organisiert von der Mütterrunde, die sich auch um die Fahrtkosten kümmert.PGR-Obmann Josef Prillinger bezeichnet die Mütterrunde mit ihrer engagierten Leiterin Helga Wöckl mit gewissem Stolz als das „Aushängeschild der Pfarre“.Volksschule erhielt Solidaritätspreis der KIZAuf Anregung von Pfarrer P. Friedrich beteiligte sich die Volksschule bereits vor Jahren an einem Sozialprojekt der Mütterrunde in Rumänien.Im Vorjahr kam ein Brief aus Brasilien. Ein Foto war dabei, wie Kinder mit einem Fetzenknäuel Fußball spielten. Wie gerne würden die Kinder mit einem echten Fußball spielen, stand im Brief der Nußbacherin Helga Spernbauer, die ein Jahr lang bei P. José Hehenberger in Jacobina gearbeitet hat.Es wurden nicht nur Bälle geschickt: Direktorin Christine Kronsteiner überlegte mit den Lehrern, was man sonst noch tun könnte. So wurde Spielzeug gebastelt für die neuen Freunde in Brasilien, Briefe gingen hin und her, Zeichnungen, Fotos. In der heurigen Fastenzeit haben die Kinder auf Süßigkeiten verzichtet und so S 3.000 gespart. Mit diesem Geld haben sie ihren Freunden in Jacobina eine Zeitlang täglich eine warme Mahlzeit finanziert.Das Beispiel der 121 Kinder der Volksschule Nußbach zeigt: Wenn die Kinder einer kleinen Schule zusammenhelfen, kann etwas Großartiges entstehen. Dafür wurden sie im vergangenen Oktober mit dem Solidaritätspreis der Kirchenzeitung ausgezeichnet. Und quasi als Über-drüber-Belohnung durfte mit Hanna Steinmair ein Kind dieser Schule das Friedenslicht des ORF in Betlehem holen. Das Geld des Solidaritätspreises wurde dreigeteilt: eine Soforthilfe für Nicaragua, Fortführung des Brasilienprojektes und der Rest für ein Südamerikafest 1999 mit P. José.