Ein Heim ist ein Ort, an dem Rückzug möglich ist. Es hat aber auch dunkle Seiten. Sechs Künstler/innen widmen sich den heimeligen und unheimlichen Facetten in einer Ausstellung im Oö. Kunstverein in Linz.
Ausgabe: 2015/3, Heim, Kunstverein Linz, Effinger
14.01.2015 - Christine Grüll
„Heim“ ist ein altes Wort. Schon im Althochdeutschen bedeutete es Haus, Wohnort, Heimat. Der Oö. Kunstverein in Linz zeigt nun das Echo, das das Wort in der Kunst hervorrufen kann: Thomas Behling, Elisabeth Czihak, Sabine Effinger, Ingrid Gaier, Lorenz Estermann und Alex Trespi präsentieren zeichnerische und fotografische Arbeiten sowie Rauminstallationen, die auf die räumlichen Gegebenheiten Bezug nehmen.
Hausarbeit auf der Kinderzimmertapete
Eines der Werke trägt den Titel „Homework“. Die gebürtige Münchner Künstlerin Sabine Effinger hat dafür Motive einer Kinderzimmertapete aus den 1970/80er Jahren aufgegriffen. Zu sehen ist eine Mädchenfigur beim Geschirrwaschen, beim Bügeln oder vor einer Teigschüssel, reduziert auf feine Striche. Die Zeichnungen sind in eine geweißte, mit Schultafellack überzogene Holzplatte geritzt. Auf der Kindertapete sollen die Bilder heiter wirken. In der künstlerischen Bearbeitung treten die hintergründigen Facetten der Arbeit im trauten Heim zutage: der enge Radius, in dem sich das Mädchen bewegt. Der notwendige Fleiß, der eher Mädchen zugeschrieben wird, wie die Künstlerin betont: „Die Frage, die sich mir gestellt hat, ist: Was bewirkt eigentlich die Ästhetik einer Kinderzimmertapete – der Blick auf Wände, die einem Mädchen jeden Tag zeigen, was seine Aufgabe ist? Es ist eine Reduktion auf das Funktionieren in einem damals zugeschriebenen Aufgabenspektrum.“ Auch wenn es diese Tapetenmotive nicht mehr gibt, die Frage bleibt: Wer macht die Hausarbeit?
Bis 18. Februar2015 im Oö. Kunstverein im Kulturquartier in Linz.
www.ooekunstverein.at