Dem Diktat des Immer-Schneller und Immer-Mehr gilt es, eine echte Zuwendung entgegenzusetzen: „Augenleuchten und Gänsehaut“ sollen auch in der Bildungsarbeit möglich sein.
Immer schneller muss man laufen, immer mehr arbeiten, um mithalten zu können. Wer stehen bleibt oder eine Pause macht, fällt zurück. Der bekannte deutsche Soziologe Hartmut Rosa hat dafür ein treffendes Bild gebraucht: Wir leben wie auf „rutschenden Abhängen“. Stehen bleiben bedeutet ein Zurückrutschen. Es gibt kein Ausruhen ohne die Gefahr, nicht mehr mitzukommen.
Rund 250 Mitarbeiter/innen des Katholischen Bildungswerkes OÖ ließen sich am 21. und 22. April im Bildungshaus Schloss Puchberg, Wels, durch das rutschige Gelände der modernen Beschleunigungsgesellschaft navigieren, mit Hubert Klingenberger als Coach.
Junge Europäerinnen und Europäer müssen heute damit rechnen, dass sie in fünf bis sieben Berufen tätig sein werden, führt Klingenberger vor Augen – sonst rutscht man zurück. Aber in einer Zeit, in der selbst das Warten schnell gehen muss – „Wart mal schnell“ –, verlieren Menschen die Beziehung zum Leben. Der Weg führt in die Gleichgültigkeit. Das Hauptaugenmerk der kbw-Jahrestagung galt freilich der Frage, wie die Gesellschaft aus ihrem „Erschöpfungszustand“ herausfindet.
Klingenberger stellt den von Hartmut Rosa ins Spiel gebrachten Begriff der „Resonanz“ in den Raum. Es geht um die Momente, in denen man wirklich von etwas berührt und gerührt ist – um Erlebnisse, bei denen einem die Augen feucht werden. „Der Mensch ist ein staunendes Wesen, ein Wesen, das berührt werden kann.“ Für ein gutes Leben brauchen Menschen „Resonanz-Oasen“, in denen sie aufatmen – und wirklich in Beziehung treten: mit sich selbst, mit der Gesellschaft, mit den Menschen am Rand.
Berühren, begeistern
Lernräume zu schaffen für Dialog und Begegnung. Das legte Klingenberger den Bildungswerk-Mitarbeiter/innen nahe. „Resonanz entsteht, wenn ein Thema für Besucher und Besucherinnen nicht nur interessant ist, sondern wenn sie davon betroffen sind.“ Das erfordert ein Eingehen auf die Ängste und Sorgen, die Hoffnungen und Freuden der Menschen. Es geht um Berühren und um Begeistern. Auch Zeit zum Feiern gab es bei der Tagung: Bildungswerkleiter Christian Pichler gratulierte dem Geistlichen Assistenten des Bildungswerkes Pfarrer Klaus Dopler zu seinem Sechziger und Abt Martin Felhofer von Schlägl zum Siebziger. Seit 25 Jahren unterstützt er als Gönner das Bildungswerk. «