Ahmad Mohammad al-Tayyeb, der oberste Geistliche der islamischen al-Azhar-Universität in Kairo, ist einer der höchsten religiösen Autoritäten des sunnitischen Islam, dem bis zu 90 Prozent der rund 1,6 Milliarden Muslime weltweit angehören. Der Islamgelehrte, der am 6. Jänner 1946 im ägyptischen Luxor geboren wurde, gilt als Botschafter eines friedlichen Islam. Bei seinem Auftritt im Großen Protokollsaal im Berliner Reichstagsgebäude 2016 löste er allerdings Irritationen aus hinsichtlich seiner Äußerungen zur Rolle der Frau im Islam, die dem Mann nicht aus Pflicht, sondern aus Liebe diene.
Wiederannäherung
Am 28. April wird Papst Franziskus gemeinsam mit al-Tayyeb im Präsidentenpalast in Kairo bei einer internationalen Friedenskonferenz sprechen. Das Zusammentreffen soll ein Zeichen für den christlich-islamischen Schulterschluss gegen religiösen Fanatismus setzen. Beide wollen auch den vor mehr als 20 Jahren aufgenommenen Dialog zwischen der al-Azhar-Universität und dem Vatikan erneuern. Die Azhar hatte ihn 2011 unterbrochen, nachdem Papst Benedikt XVI. einen besseren Schutz für die ägyptischen Christen eingefordert hatte. Mittlerweile ist das interreligiöse Gespräch nach vatikanischen Angaben wieder in eine neue Phase getreten. Ein erster entscheidender Schritt der Wiederannäherung war der Besuch al-Tayyebs bei Papst Franziskus im Vatikan im Mai 2016.