Wie gut wäre es, auch im Menschlichen darauf zu achten, dass die Blüte keinen Schaden nimmt. Die Zeit also, in der ein Mensch im Werden ist. Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/17
25.04.2017 - Matthäus Fellinger
Wachsen. Blühen. Das ist der Mai. Mit Rauch und Planen haben Plantagenbesitzer und Winzer in den unvermutet kalten Tagen ihre Pflanzen zu schützen versucht. Auch in privaten Gärten sah man mit Tüchern verhangene Marillen- und Kirschbäume. Die Temperatur-Vorhersagen wurden zur bestimmenden Nachricht für viele. Die Zeit der Blüte ist eine kritische Zeit. Noch ist sie nicht vorüber, die Gefahr von rauen Nächte. Wenn Frost kommt, wird man nicht ernten können.
Er steht in der Blüte des Lebens. So sagt man auch vom Menschen. Wie gut wäre es, auch im Menschlichen darauf zu achten, dass die Blüte keinen Schaden nimmt. Die Zeit also, in der ein Mensch im Werden ist.
Blühen steht für das Schöne. Symbole der Freude sind sie, und mehr: sie bewirken auch Freude. Zu sehr und zu ausschließlich steht oft im Vordergrund, was sich von einem Menschen „ernten“ lässt – welchen „Ertrag“ er bringt. Vergessen bleibt, dass jedem Fruchten ein Blühen vorausgehen muss – und dass die Blütezeit eine wärmebedürftige Zeit ist. Schutz braucht die menschliche Blüte, und Zeit.
Die Freude ist das stärkste Motiv, das Menschen tragfähig macht. Wo die jungen Triebe im Keimen schon dem Frost ausgesetzt sind, werden sie absterben. Wo sie Zeit zur Entfaltung vorgefunden haben, werden sie auch in schweren Tagen tragen.