Maria Brandstätter (26) aus Windhaag bei Freistadt hat neun Monate lang ein Volontariat in einem Armenviertel in Santiago de Chile gemacht. Schon nach der Matura hatte sie bereits ein Jahr in Neuseeland gelebt.
Ausgabe: 16/2017
18.04.2017 - Paul Stütz
Möglichst weit weg. Das war für Maria Brandstätter aus Windhaag bei Freistadt das erklärte Ziel nach der Matura. „Ich wollte auf keinen Fall in Europa bleiben“, erzählt die Absolventin der HLW Freistadt. Die junge Mühlviertlerin schaffte schließlich den Sprung ans andere Ende der Welt auf die Südinsel von Neuseeland. Ein Jahr lang kümmerte sie sich in einer Kleinstadt als Au-pair um drei Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Zurück in Österreich kam wieder rasch das Gefühl von Fernweh auf. In den Sommern stillte sie es mit Aufenthalten in Irland, wo sie Kinder in der Ferienzeit betreute.
Sechs Menschen auf 20 Quadratmetern
Doch es blieb die Sehnsucht nach Mehr. Sieben Jahre nach ihrer Neuseeland-Reise brach Maria Brandstätter im vergangenen Frühjahr nach Chile auf. Für den deutschen Hilfsverein Visozial sollte die 26-Jährige neun Monate als Volontärin in der Hauptstadt Santiago de Chile wirken. Dort bietet der Verein an der Schule „Escuela Alemania“ außerschulische Workshops für Kinder und Jugendliche von 4 bis 16 Jahren an. „Die Schule befindet sich in dem Viertel Yungay, in dem extreme Armut herrscht. In den Favelas leben häufig sechs oder mehr Menschen auf 20 Quadratmetern ohne fließendes Wasser und ohne Strom. Wir wissen nicht, was wir für einen Luxus in Österreich haben“, erzählt Maria Brandstätter. Die Workshops, die von Capoeira über Fußball bis hin zu Theater reichen, sollen die Kinder von der Straße und den Versuchungen von Alkohol und Drogen wegbringen. „Ich habe zum Beispiel geholfen, mit den Kindern ein Theaterstück einzustudieren. Es ist schön, wenn man sieht, was diese Arbeit bewirkt. Die Kinder trauen sich viel mehr, wenn sie auf der Bühne stehen.“
Noch viele Länder auf der Wunschliste
Sie selbst versuchte in ihrer Arbeit mit gutem Beispiel voranzugehen. „Es geht auch darum, den Kindern Werte wie Respekt und einen achtsamen Umgang miteinander beizubringen“, meint Maria Brandstätter. Viele schöne Momente sind ihr in Erinnerung geblieben. „Es ist toll, wenn man die Fortschritte der Kinder sieht. Ich erinnere mich, als ein Junge einen Brief seiner Patin aus Österreich erhielt und den ganzen Tag nicht mehr aus der Hand legen wollte. Es ist erstaunlich, wie glücklich die Kinder eine Kleinigkeit machen kann.“ Emotional war dann auch der Abschied von Maria Brandstätter im Dezember. „Es ist unglaublich, wie sehr einen Menschen innerhalb einiger Monate ans Herz wachsen können“, sagt sie. Die darauffolgenden Monate nutzte sie, um die Nachbarländer Chiles kennenzulernen. „Besonders in Bolivien fällt einem die große Armut sofort ins Auge. Das ist eine ganz andere Lebensrealität.“ Seit wenigen Tagen zurück in Österreich muss sie sich auch deshalb wieder neu orientieren. Der Abschluss desStudiums zur Volksschullehrerin steht demnächst an. Dem Reisen hat sie aber definitiv noch nicht abgeschworen. Brandstätter: „Auf meiner Wunschliste stehen noch viele Länder.“ www.visozial.org