Darf es sein, dass in der Kirche die Barrierefreiheit aufhört? Für schwerhörige Menschen ist es oft noch Realität, dass sie Lesung und Predigt akustisch nicht verstehen können. Vor allem mangelt es an der Ausstattung der Kirchen mit Induktionsschleifen und an der Information für Pfarren und Betroffene.
Waltraud Moßbauer, Obfrau der kfb in der Pfarre Schönau, beschäftigte sich eingehend mit dem Thema, fragte in anderen Pfarren nach Erfahrungen mit Induktionsschleifen und konnte schließlich gemeinsam mit der Kath. Frauenbewegung den Pfarrer überzeugen: Pfarrsaal und Kirche erhielten Pfingsten 2012 eine Induktionsanlage, außerdem wurde die Lautsprecheranlage erneuert. „Kabel verlegt haben wir Frauen unter Anleitung eines Elektriker selbst“, lacht Frau Moßbauer, „und wir hatten sogar eine Gaudi dabei. Zugetraut hat uns das vorher keiner!“
Nachahmung dringend empfohlen. Aus ihrer Erfahrung rät Waltraud Moßbauer allen Pfarren, auf die schwerhörigen Menschen Rücksicht zu nehmen und sie am Gottesdienst teilhaben zu lassen. „Wenn man nichts hört, geht man halt auch nicht mehr in die Kirche. Das kann zur sozialen Isolation führen“, bekräftigt sie ihr Ansinnen. Am besten wäre es, den gesamten Kirchenraum einzubeziehen, damit kein „terrischer Kobel“ entsteht, „dort setzt sich nämlich bald keiner mehr hin!“
Für die Pfarre leistbar. Notwendig sind lediglich ein Induktionsverstärker und Kabel. „Der Kostenrahmen für Material und Arbeit liegt bei etwa 1.000 bis 1.500 Euro“, erklärt Gerhard Huber von Akustik Linz. Sein Unternehmen hat derartige Anlagen schon mehrfach in Oberösterreichs Pfarren installiert. Wichtig sei, dass die Anlage nach Ö-Norm eingemessen wird. „Sonst kann es sein, dass mit der Emotion des Sprechers auch die Lautstärke im Ohr unangenehm steigt, das soll vermieden werden. Dafür sorgt die sogenannte automatische Gain-Kontrolle.“
Hörgeräte umschalten, nicht lauter drehen. Maximilian Scherlacher, Hörakustik-Meister der Firma Neuroth, erklärt die Funktionsweise der Induktionsschleife: „Hörgerät und Schleife erzeugen ein unbedenkliches Magnetfeld. Auf Knopfdruck lässt sich das Magnetsignal in das Hörsystem übertragen, man kann die Worte des Pfarrers einwandfrei hören.“ Klingt einfach und wird als kostenlose Serviceleistung vom Fachinstitut in kurzer Zeit eingestellt und erklärt. Fast alle Hinter-dem-Ohr-Geräte und viele Im-Ohr-Geräte sind dafür geeignet, per Induktion Signale zu empfangen. „Der Träger oder die Trägerin wählt mit dem Funktionsknopf entweder Mikro oder Induktion, oder auch beides.“
OÖ. Pfarren mit Induktionsschleifen
Gallneukirchen
Grünbach
St. Valentin
Eberschwang
St. Laurenz
Traun
Steinerkirchen a.d.Traun
Putzleinsdorf
Neuhofen i.Innkreis
Steyregg
St. Georgen a.d. Gusen
Peilstein
Traberg
Taiskirchen
St.Michael Leonding
Christkönig
Pinsdorf
St. Leopold
Naarn
Stadtpfarre Wels
St. Stefan am Walde
Ansfelden
Dorf an der Pram
Schönau/Mühlkreis