Mein Nachbar gibt sich drei, vier Mal die Woche seiner Passion hin: laufen, laufen, laufen! Da stöhnt und schwitzt er danach und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Vom kollektiven Laufen hält er nicht mehr viel, mit dem ist er fertig und berichtet von Wadenkrämpfen kurz vor dem Ziel. Eine Woche konnte er dann kaum noch gehen. Ja, der Linz-Marathon mit 19.300 Teilnehmern fand heuer ohne ihn und ohne uns statt. – Wir hatten am Palmsonntag einen inoffiziellen Mini-Marathon zu bewältigen, um im abgesperrten Stadtteil von unserer Wohnung zur Kirche zu gelangen. Wir querten zu Fuß einige Laufstrecken, Brücken, abgeriegelte Straßen und landeten endlich am Bestimmungsort. Dann begann die Palmprozession. Die Kindergarten-Kinder standen Spalier, um den Esel aus Papier passieren zu lassen. Dann zogen sie mit ihren selbst gemachten Palmbuschen in die Kirche ein. Mein Sohn verdrehte an der Kirchenschwelle die Augen und sagte laut: „Mah, jetzt wird’s wieder langweilig!“ – Oh, Pein. Wir saßen in der ersten Reihe. Eine Stunde habe ich gemeinsam mit anderen Eltern geschwitzt, um Schwertkämpfe mit Palmbuschen zu verhindern. Vielleicht hätten wir doch vorher eine Runde laufen sollen?