Helfen um jeden Preis, oder ist es auch einmal genug?
Ausgabe: 2017/39
27.09.2017 - Brigitta Hasch
Soll man immer alles nur Mögliche tun oder gibt es einen Punkt, an dem es genug ist? Die Frage klingt theoretisch. Praktisch wird sie, wenn man sich als Tochter um das Wohlbefinden der betagten Mutter kümmert. Solange sie noch gut auf den eigenen Beinen unterwegs war, konnten wir gemeinsam Ausflüge unternehmen oder ins Lieblings-Kaffeehaus fahren. Das wurde zunehmend schwieriger. Also organisierte ich eine mobile Physiotherapie und schon da zerbrach ich mir den Kopf, ob ich die alte Dame nicht überfordere und sie lieber in Ruhe sitzen lassen sollte. Jetzt werden auch das Bewältigen der Treppen und das Einsteigen in die Duschwanne fast zum unüberwindlichen Hindernis. Natürlich werden da Wannen- und Treppenlift zum Thema, der Rollstuhl samt Fußsack und warmer Sitzauflage stehen schon parat. Alles, weil ich glaube, sie müsse hinaus, in die Luft, zu Leuten. Ich möchte. Aber möchte sie das auch? Sie sagt zwar nicht nein, aber ich sehe auch keine rechte Freude in ihren Augen. Verlange ich zu viel? Hat sie nach gut 90 Lebensjahren schon genug von Ausfahrten und Leute Treffen? Manchmal bin ich ratlos. Was tut man als gute Tochter, wenn man einfach nur das Beste für die Mama möchte?