Schlecht bestellt wäre es, wenn nur das an Gutem geschähe, was auch öffentlich gezeigt wird. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2013/02, Leitartikel, Werbe-Experten, Politik, Erfolg, Tue gutes
09.01.2013 - Matthäus Fellinger
Tue Gutes – und rede darüber. So raten es die Werbe-Experten. Unternehmen, Politiker – überhaupt alle, die Erfolg haben wollen, machen es so. Man lässt sich abbilden mit großformatigen Schecks, zeigt stolz die Bilanzen der Gutherzigkeit. Alle sollen wissen, wie gut man ist. Tue Gutes – aber rede nicht darüber. Das ist die andere Philosophie. Sie hat nicht den eigenen Erfolg im Sinn, nicht das Selbst-gut-Dastehen, sondern den Nächsten, dem Gutes geschehen soll. Das entspricht eher der biblischen Haltung, die das kleine Opfer der Witwe deutlicher wahrnimmt als die großzügige Spende vor laufender Kamera. Gutherzigkeit, die in die Auslage drängt, meint es doch vorrangig mit sich selber gut. Schlecht bestellt wäre es, wenn nur das an Gutem geschähe, was auch öffentlich gezeigt wird. Gott sei Dank gibt es sie – die Menschen, die „still“ ihr Gutes tun. Von der „Selbstverständlichkeit“ des Guten lebt die Gesellschaft, nicht von der inszenierten guten Tat als Sonderfall. Gewiss: Es braucht Beispiele. Es braucht Geschichten, die Mut machen, Erfahrungen, die weitergegeben werden können. Es braucht Ideen für das Gute. Doch Hauptsache bleibt: Es geschieht.