Terror in Schweden und Ägypten überschattet die Karwoche
Mit Entsetzen reagierten christliche, aber auch muslimische Repräsentanten weltweit auf den Doppelanschlag auf koptische Kirchen in Ägypten am Palmsonntag. Zusammen mit dem Lkw-Attentat in Stockholm und einem Giftgasangriff in Syrien wirft er einen Schatten auf das Osterfest.
11.04.2017
Von einem „verabscheuungswürdigen Akt, der auf das Leben von Unschuldigen“ ziele, sprach der Großscheich der Al-Azhar-Universität in Kairo, Ahmed al-Tayyeb, angesichts des Doppelanschlags in Ägypten. Al-Tayyeb soll mit Papst Franziskus bei dessen Ägyptenbesuch am 28. und 29. April über den Dialog zwischen Muslimen und Christen sprechen. Daran sollen auch die Bomben in den Städten Alexandria und Tanta nichts ändern: Die Vorbereitungen für die Papstvisite laufen weiter, wenn auch mit erhöhten Sicherheitsvorkehrungen. Papst Franziskus selbst bekundete gegenüber dem koptischen Papst-Patriarchen Tawadros II. sowie dem gesamten ägyptischen Volk seine Anteilnahme: Er sei den Angehörigen der Opfer nahe und bete für eine Umkehr jener, die Terror, Gewalt und Tod säten, sagte er beim Angelusgebet am Sonntag.
Papst-Patriarch Tawadros II. hatte in der St.-Markus-Kathedrale in Alexandria gerade einen Gottesdienst beendet, als eine verdächtige Person beim Eintritt gestoppt wurde. Der Täter sprengte sich daraufhin in die Luft. In Tanta hatte zuvor ein anderer eine Bombe in einer Kirche gezündet. Bei den beiden Anschlägen starben insgesamt mehr als 40 Menschen, rund 100 wurden verletzt. Tawadros II. blieb unverletzt.
Hintergründe
Es war bereits das zweite Mal in sechs Monaten, dass die koptische Minderheit Ägyptens angegriffen wurde: Im Dezember waren 29 Menschen bei einem Anschlag auf die St.-Markus-Kathedrale in Kairo getötet worden. Die jüngsten Anschläge reklamierte die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS) für sich. Der koptisch-katholische Bischof von Assiut, Kyrillos William, sagte zu Radio Vatikan, dass die Terroristen die Gesellschaft Ägyptens spalten wollen. In Tanta riefen unterdessen Moscheen zum Blutspenden für die verletzten Christen auf.
Reaktionen
In Österreich reagierten Bundespräsident Alexander Van der Bellen, die Regierungsspitze und Religionsvertreter mit Mitgefühl für die Opfer: Kardinal Christoph Schönborn bat die Gläubigen, in der Karwoche bewusst für die Opfer und deren Angehörigen, aber auch für die koptischen Christen, die Menschen in Ägypten und für Papst Franziskus zu beten. Landessuperintendent Thomas Hennefeld, der Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich, schrieb an den für Österreich zuständigen koptischen Bischof Gabriel: „Besonders erschüttert bin ich darüber, dass der Angriff koptischen Kirchen galt, in denen Menschen den Gottesdienst zum Palmsonntag feierten.“ Aus der Islamischen Glaubensgemeinschaft, die die Anschläge verurteilte, hieß es, das Ziel eines solchen Verbrechens sei, das friedliche Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen zu gefährden.
Terror in Stockholm
Am vergangenen Freitag hatten vier Menschen in Stockholm ihr Leben verloren, als ein mutmaßlicher Terrorist mit einem Lkw in eine Menschenmenge fuhr. Der mutmaßliche Täter, laut Berichten vom Wochenende ein dem IS nahestehender Usbeke, wurde verhaftet. Der Familienvater soll laut Medienberichten als illegaler Gastarbeiter nach Schweden gekommen und vor seiner Abschiebung untergetaucht sein.
Der katholische Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, zeigte sich bestürzt über den Lkw-Anschlag: „Wir müssen mehr und mehr einsehen, dass wir in einer verwundeten Welt leben und wie verletzlich wir Menschen sind“, sagte der Bischof. Auch Papst Franziskus bekundete seine Anteilnahme. Die Nordische Bischofskonferenz hatte mit Erschrecken auf das Attentat in einer belebten Einkaufsstraße reagiert. „Unsere Anteilnahme und unser Mitgefühl gelten in diesen Stunden der Trauer und Unsicherheit den Angehörigen der Toten und Verletzten sowie der ganzen Bevölkerung“, sagte der Konferenz-Vorsitzende Bischof Czeslaw Kozon. Vor der offiziellen Trauerfeier in Schweden am Montag waren am Sonntag Zehntausende Menschen zu einer privat organisierten „Manifestation für die Liebe“ im Gedenken an die Opfer von Stockholm gekommen.
Syrien
Auch die Kriegsgräuel in Syrien überschatten das Osterfest: Knapp 100 Menschen starben bei einem Giftgasangriff in der Stadt Khan Sheikhun, der in seiner Grausamkeit noch aus dem blutigen Bürgerkrieg hervorsticht. Die politische Situation ist danach durch einen US-amerikanischen Luftangriff nicht einfacher geworden. Papst Franziskus sprach angesichts des Giftgasangriffs von einem Horror. Er forderte einmal mehr von den Verantwortungsträgern in Syrien und in der Welt, den Bürgerkrieg zu beenden.
Christenverfolgung
Laut der wohl evangelikal geprägten, im Selbstverständnis überkonfessionellen Hilfsorganisation „Open Doors“ nimmt die Christenverfolgung weltweit zu: An erster (negativer) Stelle des „Weltverfolgungsindex 2017“ steht Nordkorea. Die meisten Länder auf dem Index liegen jedoch im Nahen Osten und in Nordafrika. Ägypten liegt im Index auf Platz 21.