Speiseeisverkauf, Taschenlampenproduktion oder Rosenzucht sind nicht die Begriffe, an die man beim Thema „Entwicklungshilfe” als Erstes denkt. Doch Mikrokredite helfen, dass sich Menschen in den ärmeren Ländern auf vielfältige Weise ihr eigenes Unternehmen aufbauen können.
Ausgabe: 2017/15
11.04.2017 - Paul Stütz
Speiseeisverkauf, Taschenlampenproduktion oder Rosenzucht sind nicht die Begriffe, an die man beim Thema „Entwicklungshilfe” als Erstes denkt. Doch Mikrokredite helfen, dass sich Menschen in den ärmeren Ländern auf vielfältige Weise ihr eigenes Unternehmen aufbauen können.
Mikrofinanzierung ist ein wirkungsvolles Mittel zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern. Einer der Pioniere auf diesem Sektor ist Oikocredit. Seit 1975 ist die internationale Entwicklungsgenossenschaft tätig und setzt auf ethisch-nachhaltige Investments. Wer bei Oikocredit sein Geld veranlagt, erhält in der Regel eine Verzinsung von jährlich zwei Prozent. Ab einer Anlage von 200 Euro ist man mit von der Partie und „investiert in Menschen, denen man Armut erspart“, wie es Oikocredit formuliert. In Österreich sind es 5300 Anleger/innen, die insgesamt 100 Millionen Euro bei Oikocredit investieren.
Wirtschaftlich auf eigenen Füßen
Das angelegte Geld wird in den Entwicklungsländern in Form von Kleinstkrediten vergeben. Das hilft zum Beispiel German Barragas, der in Ecuador unter die Eisproduzenten gegangen ist. Das Eis verkauft seine Frau in ihrem kleinen Restaurant. Oder dem Landsmann Antonio Toledo, der als Bio-Rosenzüchter mittlerweile elf Angestellte hat. Diese Familienbetriebe stehen dank eines Mikrokredits wirtschaftlich gut da. Im Fall der indischen Firma Thrive Solar profitieren sogar 300 Beschäftigte von den Mikrokrediten. Das Sozialunternehmen bringt sichere, bezahlbare Lampen in Haushalte und an Arbeitsplätze, die über keinen Stromanschluss verfügen.
Die Partner von Oikokredit vergeben vor Ort die Mikrokredite und unterstützen die Schuldner. Die Betreuung ist sehr intensiv. „So engagierte Kreditbetreuer habe ich noch nie gesehen“, berichtet der langjährige Bankmanager Bernhard Wasle, der sich für Oikocredit in Ecuador selbst ein Bild von der Lage machen konnte. Das trägt dazu bei, dass die Rückzahlungen extrem verlässlich geschehen. Mit einem Durchschnittswert von sieben Prozent sind die Kreditzinsen zwar relativ hoch, aber immer noch niedriger, als in den Entwicklungsländern üblich ist. Außerdem profitieren die Kreditnehmer von umfassenden Schulungsprogrammen, die zur Verfügung gestellt werden.
Was sind Mikrokredite?
Mikrokredite sind ein Instrument der Wirtschaftshilfe. Es handelt sich dabei nicht um Spenden, sondern um eine Form der nachhaltigen Investition. Mikrofinanz-Institute vergeben Kredite an Menschen, die herkömmliche Banken als nicht kreditwürdig einstufen würden.