Müdigkeit überfällt sie – und sie können nicht wachen. Ein Kuss. Schweiß. Blut, Hiebe mit Folterwerkzeugen. Der saure Essig. Nägel. Der Lanzenstich. Am Ende der Leichnam. Gerade die biblischen Ostererzählungen führen so deutlich vor Augen: Glauben ist viel mehr als nur Gesinnung und Geisteshaltung. Es geht um leibhaftige Lebenserfahrung: Ermüdung und Schmerz – Herzklopfen, Tränen – und Glück.
Ostern erlaubt nicht die Flucht weg vom leiblichen Leben in eine bloße Ideenwelt. Die Richtung des Glaubens liegt nicht im Rückzug in eine von den Lebensumständen losgekoppelte Besinnung. Für ihre Glaubensmomente ziehen sich Menschen gerne zurück – in eine schöne Gegend, ein Kloster, einen Raum, für ein paar Tage oder Stunden. Doch der Rückzug kann nur ein Sammeln der Kraft sein, wie man sich im Schlaf für den Alltag erholt. Nicht der Rückzug, das Sich-Einbringen beschreibt den Impuls des Glaubens. Hin zum Nächsten, mit ihm, nicht weg von ihm.
Wir leben in einer Zeit, in der leibliche Anwesenheit zunehmend ersetzt wird durch virtuelle Präsenz. Immer erreichbar – und doch nie da. Christen glauben an die Auferstehung des Fleisches – an leibhaftes Leben. Das meint ein Einstehen füreinander, auch mit den Leibeskräften. Glauben ist kein Trost nur in Worten, er ist Dasein mit Geist und im Leib.