Welser Augenärzte kämpfen gegen Blindheit in Äthiopien
Welser Augenärzte fliegen regelmäßig nach Äthiopien um ehrenamtlich Netzhautoperationen durchzuführen. Im dem Land leiden Millionen Menschen an Augenschäden. Schuld daran sind auch Hilfslieferungen aus dem Westen.
Debre Markos, eine Provinzstadt etwa 500 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Addis Abeba, war das Einsatzgebiet in den ersten Jahren der Arbeit in Äthiopien. Als das Welser Augenärzte-Team von Prim. Dr. Manfred Dichtl, seinem Sohn OA Dr. Manfred Dichtl und Schwiegertochter OP-Schwester Doris Dichtl 2001 zum ersten Mal dort ankam, fand man sehr schlechte Verhältnisse vor. Im Krankenhaus gab es kaum Fließwasser und nur alte, kaum zu gebrauchende medizinische Instrumente. Häufige Stromausfälle machten Operationen schwierig, viele OPs mussten mit Stirnlampen beendet werden. Auf einem Gebiet mit 2,5 Millionen Einwohnern und einer Fläche so groß wie Oberösterreich gab es keine Fachärzte, die Augenoperationen durchführen konnten.
Neue Augenabteilung in Debre Markos
In der Zwischenzeit liegen elf Jahre Engagement, zehn mehrwöchige Einsätze und mehr als 1700 Augenoperationen hinter dem Team. Eines der Hauptziele, vor Ort eine augenärztliche Versorgung zu gewährleisten, ist erreicht. Die neu errichtete Augenabteilung ist gut ausgerüstet, es können dort Operationen gegen Grauen und Grünen Star sowie Lid- und Schiel-OPs durchgeführt werden. Das Projekt wurde nun von Einheimischen übernommen und gilt somit als abgeschlossen.
Blind wegen Diabetes
Infolge der geänderten Nahrungsaufnahme, sprich energiereiche und glukosehaltige Nahrung aus Hilfslieferungen, erkranken immer mehr Menschen in Äthiopien an Diabetes, was zu einer immer höheren Zahl von Erblindungen führt. Die dafür notwendigen Netzhaut-Operationen können hier aber nicht durchgeführt werden. Es fehlt an medizinischen Geräten und ausgebildeten Augenchirurgen.
Ausbildung für einheimische Augenchirurgen
In der Provinz, abseits der Hauptstadt, gibt es praktisch keine Augenchirurgen, die Netzhautoperationen durchführen können. Daher hat man die Einladung der Augenklinik in Jimma angenommen und will dort vor allem Augenärzte für Netzhautchirurgie ausbilden. „Wir können und sollen ja nicht auf Dauer die Operationen hier durchführen. Es müssen also Einheimische selbst operieren können. Unser neues Projekt ist Hilfe zur Selbsthilfe im klassischen Sinn“, erläutert Dr. Dichtl. Das Welser Team freut sich dabei über die Zusammenarbeit mit Ärzten der Augenklinik Graz. Gemeinsam werden nun die nächsten Schritte geplant und umgesetzt: Anschaffung der medizinischen Instrumente und Geräte für den OP-Saal und Ausbildung der Ärzte – vor Ort und in Österreich. So konnte ein Assistent aus Jimma für drei Wochen in Graz und im Allgemeinen Krankenhaus Linz Erfahrungen sammeln. „Bei der Ausstattung mit Instrumenten können wir auch auf großzügige Spenden und auf gebrauchte Geräte aus Österreich zurückgreifen“, so Dichtl. Vor allem die elektronischen Geräte sind teuer, wie etwa ein Kauter zum Verschließen von Gefäßen oder ein elektronisches Mikroskop für plastische OPs. Ein ganz eigenes Thema ist der Transport und die damit verbundenen Formalitäten. „Nicht einfach, aber wir schaffen das“, ist der kurze Kommentar dazu.