Populisten nehmen für sich in Anspruch, das eigentliche Volk zu vertreten, und bieten einfache Lösungen für komplexe Probleme an. Viele Wähler/innen sind dafür empfänglich. Was Abhilfe schaffen könnte, wurde beim Streitforum im Linzer Presseclub erörtert.
Ausgabe: 2017/14, Populismus, Streitforum
04.04.2017 - Paul Stütz
„Leider ist Populismus ein Schimpfwort geworden und wird pauschal als böse abgestempelt“, stellte Sprachwissenschafterin Ruth Wodak zu Beginn der Diskussion fest. Denn grundsätzlich sei Populismus bloß ein kommunikativer Stil, bei dem das Volk von Politikern durch Hereinholen von Stimmungen und Erzählungen angesprochen wird.
„Beim Rechtspopulismus ist es anders“, betonte Wodak. Für sie gilt es, Form und Inhalt zu unterscheiden. Beim Rechtspopulismus komme ein problematischer Inhalt hinzu. Dieser kennzeichne sich etwa durch das Anrufen des (homogenen) Volkes und der Bestimmung, wer hier dazugehöre und wer nicht. „Die Rechtspopulisten setzen auf die einfache Formel: Wenn die Fremden weg sind, geht es uns gut“, so Wodak. Zuerst werde Angst geschürt und dann die Hoffnung gesät, dass die Rechtspopulisten Lösungen finden könnten.
Einfache Botschaften
Werner Beninger wollte sich dem Thema „Populismus“ dagegen von der Warte des Praktikers aus nähern. Der Journalist und Inhaber einer PR-Agentur beobachtet, dass der steigende Druck auf die Medien dazu führt, dass einfache Botschaften gefragt seien. Jedes Thema solle so übersetzt werden, dass es verständlich werde. „Etwas nicht verstehen können, öffnet Populismus Tür und Tor“, meinte Beninger. Politiker müssen den Menschen außerdem wieder richtig zuhören, findet er. Ruth Wodak glaubt aber, dass es noch mehr braucht, um den Vormarsch des (Rechts-)Populismus zu stoppen. „Das Zuhören allein genügt nicht, die Politiker müssen etwas tun und den Leuten helfen, mit ihren Problemen umzugehen“, sagte Wodak. Was jedoch die Sprachwissenschafterin eher ratlos zurücklässt, ist, dass „die Menschen den Rechtspopulisten alles glauben“. Auch nachweisliche Politikerlügen blieben da meistens ohne Folgen. Früheren Politikergenerationen habe die Unwahrheit noch den Wahlerfolg gekostet.
Mit der Wahrheit wird es in den Diskussionen in sozialen Medien oft nicht genau genommen. Ruth Wodak konstatiert dabei eine Enthemmung bei Menschen, die ihren Aggressionen im Netz freien Lauf lassen. Diesen Punkt relativiert Werner Beninger: „Diese Grauslichkeiten, wie sie heute im Netz zu finden sind, haben sich früher halt an den Stammtischen abgespielt.“