Es ist ein Kinderlied, das Rätsel aufgibt. Der Text stammt von August Hoffmann von Fallersleben. Geschrieben hat er ihn im Dezember 1843.
Ausgabe: 2017/39
26.09.2017 - Brigitta Hasch
Hoffmann von Fallersleben war Professor für Germanistik. Mit seinen „unpolitischen Liedern“, die in Wahrheit sehr politisch waren, weil sie Fürstenwillkür, Zensur und Überwachung anklagten, vergrämte er seinen Dienstherrn, die Regierung von Preußen. In der Folge wurde er nicht nur entlassen, sondern sogar des Landes verwiesen. Aber er hatte Freunde, bei denen er wohnen durfte. So kam er unter anderem auch ins Haus des Industriellen Karl Milde, wo Hoffmann fünfzig Kinderliedtexte, darunter „Ein Männlein steht im Walde“ dichtete. Wer ist nun das Männlein, das still und stumm und ganz allein im Wald steht? In Anbetracht seiner schwierigen Lebenssituation könnte es der Dichter selbst sein. Ebenso tippten viele Leute auf den Fliegenpilz: ein Bein und das „purpurrote Mäntelein“ würden da ja stimmen. Die richtige Antwort lautet jedoch: die Hagebutte. Denn sie hat im Gegensatz zum Fliegenpilz das schwarze Käppchen. Allerdings steht die Hagebutte nicht allein im Wald, sondern ist eher am Waldrand, an den wilden Heckenrosen zu finden. Der Standort im Lied ist wohl der dichterischen Freiheit geschuldet. Hoffmann von Fallersleben selbst hat 1860 das Rätsel gelöst. In der zweiten Veröffentlichung seiner fünfzig Kinderlieder, hat er die Lösung „Hagebutte“ dem Lied hinzugefügt. Seine Berühmtheit hat das Lied Engelbert Humperdinck zu verdanken. Er hat es in seine Kinderoper „Hänsel und Gretel“ aufgenommen. Während Hänsel Erdbeeren sammelt, flicht sich Gretel einen Kranz aus Hagebutten und singt das Lied.