Aus alle werden viele. Auf Anordnung des Papstes werden im neuen Gotteslob die Wandlungsworte anders als bisher „Das ist mein Blut, das für Euch und für viele vergossen wird“ lauten. Er macht damit die Liturgiereform aus dem Jahr 1970 rückgängig.
Die vom Priester gesprochenen Wandlungsworte über den Wein sollen künftig entsprechend dem griechischen Bibeltext lauten:„Das ist mein Blut, dass für Euch und für viele vergossen wird“.
Im dem am Dienstag, 24. April, in Bonn und Wien veröffentlichten Brief an den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Erzbischof Robert Zollitsch, betonte der Papst, dass die seit der Liturgiereform von 1970 übliche Formel "für Euch und für alle" eine interpretierende Übersetzung sei, die nicht im neuen "Gotteslob" stehen solle. Der Papst kritisiert in den Schreiben weiters, dass Teile der Übersetzungen von liturgischen Texten Banalisierungen seien, die wirkliche Verluste bedeuteten.
Dass diese Änderungen viele Fragen aufwerfen, ist dem Papst bewusst. So Benedikt XVI. in dem Schreiben wörtlich: „Denn für den normalen Besucher des Gottesdienstes erscheint dies fast unvermeidlich als Bruch mitten im Zentrum des Heiligen. Sie werden fragen: Ist nun Christus nicht für alle gestorben? Hat die Kirche ihre Lehre verändert? Kann und darf sie das? Ist hier eine Reaktion am Werk, die das Erbe des Konzils zerstören will?“
Der Kern der Begründung des Papstes für die Änderung lautet wörtlich so: „Ehrfurcht der Kirche vor dem Wort Jesu, Treue Jesu zum Wort der 'Schrift', diese doppelte Treue ist der konkrete Grund für die Formulierung 'für viele'. In diese Kette ehrfürchtiger Treue reihen wir uns mit der wörtlichen Übersetzung der Schriftworte ein."
Im griechischen Text des Markus- und des Matthäusevangeliums steht im Bericht über das letzte Abendmahl Jesu das Wort „pollon“ (viele). Die weltweit als Urtext für die katholische Liturgie verbindliche lateinische Version lautet entsprechend „pro multis“ („für viele“).
In den englischsprachigen Ländern hatte es nach der Liturgiereform ebenfalls "for all" geheißen. Im Advent 2011 wurde allerdings das neue englische Messbuch eingeführt. Seither heißt es dort "for many".
Erzbischof Zollitsch sprach am Dienstag von einem "wichtigen Impuls, die Übersetzung des Messbuches zügig voranzubringen". Der Papst, so Zollitsch, lege detailliert und "mit argumentativer Sorgfalt" dar, warum er die Übersetzung in dieser Weise wünsche. Sein Brief biete damit eine Klärung - und sei "der Abschluss einer Diskussion".
Mit folgenden Worten schließt der Papst sein Schreiben und unterstreicht sein Anliegen zu der Neuerung Katechesen durchzuführen: „Mit alledem wollte ich die inhaltlichen Grundlinien der Katechese andeuten, mit der nun so bald wie möglich Priester und Laien auf die neue Übersetzung vorbereitet werden sollen. Ich hoffe, dass dies alles zugleich einer tieferen Mitfeier der heiligen Eucharistie dienen kann und sich so in die große Aufgabe einreiht, die mit dem 'Jahr des Glaubens' vor uns liegt. Ich darf hoffen, dass die Katechese bald vorgelegt und so Teil der gottesdienstlichen Erneuerung wird, um die sich das Konzil von seiner ersten Sitzungsperiode an gemüht hat.“
Das ganze Papst-Schreiben im Wortlaut