In einigen Pfarren konnten gerade die jungen Wähler zum Urnengang motiviert werden. Eine gewisse Aufbruchsstimmung konnte die KirchenZeitung in den Gesprächen mit Pfarrvertreter/innen spüren.
Ausgabe: 2017/12
21.03.2017 - Paul Stütz
Spannender Sonntag bis zum Schluss. Lange wurde in Dietach (Bezirk Steyr- Land) das Ergebnis der Pfarrgemeinderats-Wahlen unter Verschluss gehalten. Erst um 19.30 Uhr wurde das Geheimnis gelüftet und bekannt gegeben, wer zum Mitglied und wer zum Ersatz des neuen Pfarrgemeinderates (PGR) gewählt wurde. Dann fand die große Wahlparty statt. Alle Kandidat/innen, die Mitglieder des Wahlvorstandes und der bisherige Pfarrgemeinderat feierten bis in die Nacht hinein. „Die Stimmung war unter allen sehr gut“, sagt Pastoralassistentin Anita Aigner von der Pfarre Dietach. Auch wer nicht direkt in den Pfarrgemeinderat gewählt wurde, muss sich in Dietach nicht als Verlierer fühlen, findet Aigner. „Alle sind gewählt worden. Manche haben eben mehr Stimmen bekommen, manche weniger.“
Bei der konstituierenden PGR-Sitzung sind alle mit von der Partie, auch die Ersatzmitglieder, die eingeladen sind, Aufgaben in Fachausschüssen zu übernehmen.
Das Durchschnittsalter des neuen Pfarrgemeinderats in Dietach liegt bei 45 Jahren. Mehr als 22 Prozent der Pfarrbevölkerung beteiligten sich an der Wahl in der Pfarre, damit liegt die Gemeinde ziemlich im Gesamtschnitt der Diözese Linz. „Die gute Wahlbeteiligung ist ein motivierendes Signal, dass die Pfarrbevölkerung das vor einem Jahr in Dietach eingeführte Seelsorgeteam-Modell mitträgt“, freut sich Anita Aigner.
Die Chance zur Mitbestimmung nutzten viele der 550 Katholiken in der Pfarre Kirchdorf am Inn. Die Wahlbeteiligung betrug starke 57,7 Prozent. „Besonders freut es uns in Kirchdorf am Inn, dass auch unsere Jugend dem Motto der Wahl ,Ich bin da.für‘ die Treue hält“, betont Andrea Schachinger, die im alten Pfarrgemeinderat war, aber in der künftigen Periode Platz für neue Mitglieder machen wollte. Die Beteiligung der Altersgruppe von 14 bis 20 Jahren mit über 40 Prozent und der Altersgruppe 21 bis 25 Jahre mit über 61 Prozent an der Pfarrgemeinderats-Wahl belegt die hohe Akzeptanz bei den Jungen.
Mitbestimmung in der Pfarre
Auch im Dekanat Wels-Land hat die Jugend aufgezeigt. Bereits im Vorfeld haben Jugendliche Transparente für die Kirchtürme gesprayt – als Werbung für die PGR-Wahl. „Wir wollten ein Bewusstsein schaffen, dass man bei der Wahl in der Pfarre mitbestimmen kann“, sagt Daniela Klein, Jugendleiterin im Dekanat Wels-Land, die viele Jugendliche zum Urnengang motiviert hat. Die Jungscharleiterin Anna Kranzl aus der Pfarre Pichl hatte etwa keinen Zweifel, dass sie am Sonntag wählen geht. „Für mich bedeutet die PGR-Wahl, dass wieder neuer Wind in die Kirche kommt“, sagt sie. Auch Martina Voraberger, die ab der neuen Periode als Vertreterin der Jugend im PGR von Bad Schallerbach ist, erwartet sich durch die neuen Mitglieder neue Ideen und Projekte für die Pfarre.
Zufrieden ist Bad Schallerbachs Pfarrer Hans Wimmer mit der Wahl. Genaue Zahlen zur Beteiligung konnte er am Montag noch nicht sagen. Klar ist aber, dass ein junger PGR zustande kam mit überdurchschnittlich vielen Frauen. „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gerade die jungen Leute die Arbeit im Pfarrgemeinderat sehr ernst nehmen. Sie sagen sich: Wenn ich schon gewählt bin, mache ich es richtig. Die investieren wirklich viel Zeit“, sagt Daniela Klein.
Wahl in der größten Pfarre
Einen großen Aufwand bedeutete die Pfarrgemeinderats-Wahl in Gallneukirchen, der mit 9227 Wahlberechtigen größten Pfarre in Oberösterreich. „Wir hatten insgesamt fünf Wahllokale“, berichtet Pastoralassistentin Teresa Bogensperger. Die Wahlbeteiligung lag bei 9,3 Prozent, das heißt 859 Katholiken haben ihre Stimme abgegeben. 50 Prozent Männer, 50 Prozent
Frauen ist die neue Zusammensetzung des PGR in Gallneukirchen. Wobei nur ein Drittel bereits dem alten PGR angehört hatte. Bogensperger ortet eine gute Mischung und glaubt, dass die gewählten PGR-Mitglieder die Anliegen der einzelnen Pfarrgruppen gut vertreten werden.
Wo gab es Rekordbeteiligungen?
Die Pfarre Peilstein konnte das Durchschnittsalter im Pfarrgemeinderat von 41 auf 35 Jahre senken und erzielte eine Wahlbeteiligung von 65 Prozent (im Vergleich zu 43 Prozent im Jahr 2012). Die Pfarre Mehrnbach (bei Ried im Innkreis) konnte die Wahlbeteiligung im Vergleich zu 2012 verdoppeln (2012 waren es 235 Stimmen, 2017 stieg die Zahl auf 474). Pfarren mit einer außergewöhnlich hohen Wahlbeteiligung sind Kollerschlag (82,2 Prozent), Kleinraming (79,8 Prozent) und Naarn (77,1 Prozent).