Es gibt kaum ein anderes Fest, um das sich so viele Bräuche und Traditionen ranken, wie Ostern. Schon die Wochen davor, die Fastenzeit und die Karwoche, aber besonders das Osterwochenende ist für viele Menschen fest verbunden mit lieb gewordenen Ritualen.
Nicht zu Silvester, sondern erst zu Ostern beginnt das Jahr so richtig. Die Tage sind wieder länger und heller, die Natur ist binnen weniger Tage wieder grün. Für alle Christ/innen ist das Osterfest ein Höhepunkt im Kirchenjahr. Grund genug für viele Familien, diese Tage miteinander zu verbringen – in der Natur, beim festlichen Essen und in der Kirche.
Tradition hat viel mit Essen zu tun. Nie wird das so klar wie in der Karwoche: Das beweisen grüne Speisen am Gründonnerstag, Fasten am Karfreitag und Karsamstag, Frühstück mit Ei und Schinken oder Festmahl am Ostersonntag. Rund um die kulinarischen Köstlichkeiten, die je nach Region etwas verschieden sind, versammeln sich dann Groß und Klein, Alt und Jung. Zur Herkunft des Wortes „Gründonnerstag“ gibt es mehrere Erklärungen. So heißt etwa das alte Wort für weinen „gronan“. „Grün“ stand aber früher auch für „sündenfrei“. Es war Brauch, die Sünder an diesem Donnerstag wieder in den Kreis der Gläubigen aufzunehmen und ihnen als Zeichen dafür einen grünen Zweig in die Haare zu stecken. Dass die Leute in dieser Zeit sehr bildhaft dachten, führte zu den grünen Speisen. In Österreich hält sich trotz Konkurrenz von Kräutern und anderen Gemüsesorten der Spinat beharrlich auf dem Speiseplan viele Familien. Übrigens wird dieser Donnerstag in Griechenland „Roter Donnerstag“ genannt: Die Eier werden nach alter Tradition und als Erinnerung daran, dass Christus sein Blut vergossen hat, rot gefärbt.
Stille Tage. Am Karfreitag und Karsamstag wird an das Leiden Jesu gedacht. Alle Kirchenglocken „sind nach Rom geflogen“, Ratschenkinder gehen durch die Straßen. Doch während die einen beim Kreuzweg beten, sind viele andere hektisch mit den letzten Vorbereitungen für den Sonntag beschäftigt. Wer bis dahin noch keine Eier gefärbt bzw. gefärbte Eier gekauft hat, Süßigkeiten für die Nesterl der Kinder besorgt und den Osterstriezel gebacken hat, hat jetzt keine Zeit mehr zu verlieren.
Lamm, Hase und Ei. Kinder lieben den Ostersonntag. Es gibt ein lustiges Eierpecken, das spannende Nesterlsuchen und den möglichst großen Schoko-Hasen. Versteckt der Osterhase mehrere Nesterl – von Eltern, Großeltern, Onkeln und Tanten –, kommen aber selbst die größten Naschkatzen ins Schwitzen. Leider haben diese Berge von Süßwaren ebenso wie Kitsch und Kommerz längst einen festen Platz zu Ostern.
Oster-Splitter
- Seit Karl dem Großen wird Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert. - Ostern ist (wie Pfingsten und Weihnachten) ein Mehrzahl-Wort, weil es über mehrere Tage hinweg gefeiert wird. - In Italien findet am zweiten Osterfeiertag ein großes Picknick mit der Familie statt, genannt „Pasquetta“. Zu essen gibt es die „Torta di Pasquetta“, ein salziger Kuchen mit gekochten Eiern und Spinat, oder die Ostertaube, eine Art Gugelhupf. - Aberglaube. Wer in der Osternacht Wasser aus einem Fluss schöpft und sich damit wäscht, bekommt besonders zarte Haut.