Was mit dem Thesenanschlag 1517 seinen Anfang nahm, ist zu einer Bewegung geworden, die die Welt verändert hat: religiös, wirtschaftlich und gesellschaftlich. In Steyr wurde das Gedenkjahr „500 Jahre Reformation“ mit einem Festakt eröffnet.
Ausgabe: 11/2017
14.03.2017 - Josef Wallner
Wie ganz Oberösterreich wurde auch Steyr im 16. Jahrhundert evangelisch, aber wie in keiner anderen Stadt Oberösterreichs ist in Steyr zu sehen und teilweise bis heute sichtbar geblieben, wie die Reformation alle Lebensbereiche revolutioniert hat. Darum beteiligt sich Pfarrer Friedrich Rössler gemeinsam mit Bürgermeister Gerald Hackl am Projekt „Reformationsstädte Europas“. Von Venedig bis Riga in Lettland machen bereits an die 90 Städte mit und stellen Geschichte und Bedeutung der Reformation für heute in den Mittelpunkt. Die Reformation, die in Steyr als erstem Ort Oberösterreichs bereits 1525 gepredigt wurde, brachte nicht nur eine religiöse, sondern auch eine wirtschaftliche Explosion. Mit 8570 Einwohnern wuchs Steyr zur zweitgrößten Stadt Österreichs und wurde zu einem Zentrum der Bildung, wie ein Film informierte, der zur Eröffnung des Festaktes vorgeführt wurde. „Wie mühen wir uns heute mit Fragen rund um die Schule ab, so eine Bildungsreformation, wie sie damals stattgefunden hat, könnten wir heute dringend brauchen“, betonte Landeshauptmann-Stellvertreter Thomas Stelzer in seinem Statement.
Gemeinsames Christus-Zeugnis
„Der Blick in die Geschichte der Reformation in Steyr und im ganzen Land ist für Katholiken beschämend. Es ist auch eine Geschichte von Vertreibung, Intoleranz und Ausgrenzung“, erklärte Bischof Manfred Scheuer. Den Film hat er als katholischer Bischof zerknirscht betrachtet. Gleichzeitig dankte er für die ermöglichte Versöhnung und schloss seine Ausführungen: „Ich bin dankbar für den Glauben der evangelischen Geschwister und ich bitte, dass wir gemeinsam im Heiligen Geist von Christus Zeugnis geben können.“
Der Papst als Ideengeber
Pfarrer Friedrich Rössler rief die rund 600 Festgäste auf, die Bibel genauso wie das Handy immer bei sich zu tragen und selbstverständlich mehrmals täglich in die Bibel zu schauen wie auf das Handy. Eine solche Bitte von einem evangelischen Amtsräger, in dessen Kirche die Orientierung an der Bibel unverrückbares Fundament ist, verwundert nicht. Doch als Rössler bekannte, dass der Vergleich von Papst Franziskus stammt, ging ein Schmunzeln durch die Reihen. Obwohl nur ein kleiner Gag zeugte er vom ökumenischen Geist der Veranstaltung sowie von den guten Beziehung der Kirchen in Steyr.
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