In der Kapelle des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Ried findet sich ein Auferstehungsbild, das sich aus den Stationen des Kreuzwegs zusammensetzt. Das Werk ist eine Gemeinschaftsarbeit von Künstlerin und Angestellten des Hauses.
Ausgabe: 11/2017
14.03.2017 - Josef Wallner
Ein Auferstehungsbild fehlt. Immer wieder einmal kam die Rede darauf, dass eine Kapelle – gerade in einem Krankenhaus – ohne diese ausdrückliche Darstellung der christlichen Hoffnung über den Tod hinaus nicht vollständig ist, erzählt Bruno Kainzner. Der Leiter der Krankenhausseelsorge und der ärztliche Leiter des Hauses Dr. Johannes Huber haben sich auf die Suche gemacht. Im Kontakt mit dem Kunstreferenten der Diözese Linz Hubert Nitsch ist ein einzigartiges Projekt entstanden.
Beschriftet mit Leben
Die Künstlerin Marion Kilianowitsch wurde beauftragt, ein Auferstehungsbild auf Holz zu malen, dieses wurde dann in 15 Teile zerschnitten. 14 Holzplatten stehen für die 14 Kreuzwegstationen und die 15. nochmals ausdrücklich für die Auferstehung. In Ried gibt es auf jeder Krankenstation eine Ansprechperson für die Seelsorge. Diese wurden eingeladen, sich eine Kreuzwegstation auszusuchen, die zu ihrer Krankenstation passt. In einem Meditationstag haben sie dann auf Transparentpapier ihre Gedanken zu der ausgewählten Kreuzwegstation niedergeschrieben. Jeder der 15 Texte wurde auf eine der bemalten Holzplatten aufgezogen und wie in einem Puzzle wurden die Teile zu einem einzigen Bild zusammengefügt. Das endgültige Auferstehungsbild besteht nun aus einzelnen Teilen, die alle mit Gedanken zu Leid, Krankheit, Trauer und Not, aber auch zu Hoffnung und Ermutigung beschriftet sind. Ein Auferstehungsbild, das sich aus Kreuzwegbildern zusammensetzt, ist theologisch spannend: Die Hoffnung, die den Menschen verheißen ist, macht das Leid nicht ungeschehen, zaubert es nicht einfach weg, sondern verwandelt es. Das ist eine Botschaft, die Menschen verstehen, weil sie sie ernst nimmt.
Der zerteilte Kreuzweg
Diplomkrankenschwester Anna Rebhan arbeitet in der Tagesklinik. Sie steht vor der zehnten Station, die sie als Seelsorge-Ansprechperson gestaltet hat: „Jesus wird seiner Kleider beraubt“ hat sie ausgesucht. Am Aschermittwoch wurde das Auferstehungsbild zerlegt und die einzelnen Teile in die Stationen gebracht, für die sie gemacht wurden. Bis Ostern dienen die Bilder als Kreuzwegstationen. Am Karfreitag werden sie bei einer Kreuzwegandacht, die durch das ganze Krankenhaus führt, eingesammelt und bei der Osternachtsfeier wieder zu einem Aufstehungsbild zusammengefügt.
Würdevoll
Anna Rebhan erzählt von ihrem Arbeitsalltag in der Tagesklinik: „Bei uns muss alles rasch gehen. Von einer Untersuchung zur anderen und dann wird operiert. Von diesem Tempo sind gerade ältere Menschen oft überfordert.“ Da ist die Kreuzwegstation eine Erinnerung, würdevoll mit den Patient/innen umzugehen, Zuwendung und Zeit zu schenken. Die Krankenschwester hat aber auch die Situation der Näherinnen in Asien in ihre Meditation über die zehnte Kreuzwegstation aufgenommen: „Frauen werden ihrer Würde beraubt, damit wir uns billig kleiden können.“ Holzstäbe drapiert mit einem violetten Stofftuch bilden den Rahmen des Bildes und einen Blickfang für alle, die auf der Station zu tun haben. „Man muss es ein wenig erklären, aber es kommt bei den Kolleginnen und bei den Patienten gut an“, so Rebhan. Dieselbe Erfahrung macht auch Gabriele Sturm. Sie ist Sekretärin auf einer Internen Station, wo viele alte, oft sehr schwer kranke Menschen liegen. Da ist der Tod unweigerlich ein Thema. Sie hat sich darum die zwölfte Station „Jesus stirbt am Kreuz“ gewählt. Als Sekretärin hat sie mit den Aufnahmen und Entlassungen zu tun und ihre Aufgabe ist es auch, die Patienten zu den Untersuchungen zu schicken: „Wenn sie oft geknickt zurückkommen, versuche ich ihnen zuzuhören und sie aufzurichten. Manchmal ergeben sich auch Gespräche mit Angehörigen, wo ich ihnen zurede, dass es wichtig sein kann, seine schwer kranken alten Eltern loszulassen.“ Der Krankenpfleger Jozo Sljivic hat sich mit Simon von Cyrene beschäftigt: „Ich versuche den Menschen das Kreuz tragen zu helfen, zumindest ein wenig leichter zu machen“, sagt er. So setzt sich beim Weg durchs Krankenhaus Bild um Bild zur Hoffnung der Auferstehung zusammen.
Auferstehungsbild
Die aus Ried stammende Künstlerin Marion Kilianowitsch hat ein zwei mal drei Meter großes Auferstehungsbild für die Kapelle des Krankenhauses der Barmherzigen Schwestern in Ried geschaffen (das Foto zeigt die noch nicht zerschnittene Arbeit). Das Bild wurde in 15 quadratische Teile zerschnitten und mit Hilfe eines Metallrahmens wieder zusammen gesetzt. In der Fastenzeit wurde es nun zerlegt und seine Einzelteile dienen als Kreuzweg.