Konversion, der Übertritt in eine andere Religion, ist nicht zuletzt aufgrund der stark gestiegenen Zahlen der Erwachsenentaufen ein hochaktuelles Thema. Aus verschiedener, zum Teil sehr persönlicher Sicht beleuchtete es eine interreligiöse Tagung vergangene Woche im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg.
Ausgabe: 2017/11
14.03.2017
Sind Taufanfragen von Asylwerbern echt oder geht es um einen Zugang zum positiven Asylbescheid? „Wenn Menschen danach fragen, sollte man das ernst nehmen“, sagte Timo Güzelmansur von der Christlich-islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz. Gleichzeitig sprach er sich für ein etwa einjähriges Katechumenat aus, wie es die Kirche in Österreich vorschreibt. Denn die Hinwendung zum Christentum sei ein Prozess, wie der Theologe am eigenen Beispiel ausführte: In eine alawitische Familie in der Türkei geboren (die Alawiten sind eine Minderheit im Islam), kam er mit einer deutschen Ordensfrau in Kontakt, die zu Friedensgebeten einlud. In Gesprächen war seine erste Haltung, den Schilderungen der Schwester das entgegenzuhalten, was er im islamischen Schulunterricht über das Christentum gehört hatte. Das Interesse blieb aber. Im Laufe der Monate wurde aus den Gesprächen ein Taufunterricht, den dann ein Priester übernahm. 1997 wurde Güzelmansur getauft.
Auslegungen
Eine Folge war aber auch die vom Vater gewünschte Trennung von seiner Familie, die erst später gekittet werden konnte. Verglichen mit anderen, die den Islam in Richtung Christentum verlassen hatten, war das aber glimpflich. Der Abfall vom Islam werde leider sehr „juristisch“ gesehen – bis hin zur Todesstrafe in manchen Staaten, sagte der islamische Theologe Mouhanad Khorchide bei der Tagung. Dies könne man aber nicht auf den Koran zurückführen, sondern nur auf eine angebliche Aussage des Propheten Mohammed. Khorchide verwies aber auf eine stärker werdende Bewegung islamischer Gelehrter, die sich gegen Sanktionen bei Konversion aussprechen.
Interessant waren die Ausführungen der Referenten zu Christen, die Muslime werden: Anziehend dürfte da neben dem Glaubensleben und Mystik vor allem wirken, dass der Islam im Vergleich zum Christentum als einfacher verständliche Religion empfunden wird.