Wer dankbar ist für die Gaben der Natur, ist zufriedener, sagt Maria Schrattenecker. Mit ihrem Mann Johann produziert sie seit fast zehn Jahren Popcorn aus selbst angebautem Mais. Es ist eine Geschichte von Neugier, glücklicher Fügung und einer Familie, die zusammenhält.
Ausgabe: 2017/39
26.09.2017 - Christine Grüll
Der Lohbauerhof in Mehrnbach leuchtet gelb in der Landschaft. Es riecht nach feuchten Blättern, nach Rindern und Schweinen. Nach Popcorn riecht es jetzt gerade nicht. Und doch wird es am Bauernhof der Familie Schrattenecker seit fast zehn Jahren hergestellt. Warum Popcorn, mitten im Innviertel? „Mein Mann hat damals festgestellt, dass es keins aus Österreich gibt“, erzählt Maria Schrattenecker am großen Küchentisch. „Wir waren Lebensmitteln gegenüber immer schon kritisch eingestellt, wollten wissen, woher sie kommen und wie sie hergestellt werden.“ Aus Neugier wollten sie es selbst mit Popcorn versuchen. Die Neugier hat bei den Schratteneckers schon einiges angestoßen. Deshalb haben sie im Stall Stiere und Gustino-Schweine im Stroh, die keine chemischen oder antibiotischen Wachstumsförderer erhalten. Den Futtermais baut die Familie selbst an. Auf einem kleinen Feld probierten sie dann einen Urmais aus. Er sollte für Popcorn geeignet sein, hieß es. Die ersten Kolben hingen auf der Wäscheleine im Heizraum zum Trocknen. Eine kleine Popcorn-Maschine aus dem Supermarkt stand auf dem Küchentisch bereit. Als die ersten Körner aufpoppten – das war ein Erlebnis! Der Name stand da schon fest: Innpopis sollte das Produkt heißen. Eine befreundete Grafikerin entwarf die Etiketten. „Wenn es nichts wird, haben wir wenigstens unsere Neugier gestillt“, haben sich Maria und Johann Schrattenecker gedacht. Aber vom „Nichts-Werden“ kann keine Rede sein.
Glückliche Fügungen
Bei ihrem Christbaumverkauf ab Hof gab es die ersten Kostproben. Danach zog bei einem Bauernmarkt der Duft des frischen Popcorns durch die Straßen. Auch bei anderen Märkten lockte das die Kundschaft zum Stand, und nicht nur diese. Im Laufe der Jahre kamen immer auch Menschen, die ihnen weiterhalfen. Maria und Johann Schrattenecker erzählen von guten Begegnungen. Sie mussten nie darum bitten, dass ihr Produkt irgendwo verkauft wird. Die Angebote kamen von selbst. „Wir sind glücklich reingeschlittert und haben das angenommen. Dafür muss man die Liebe haben“, sagt Maria Schrattenecker. Die Qualität steht bei all dem, was von ihrem Bauernhof kommt, im Vordergrund. Vieles werde in Massen und nur mit durchschnittlicher Qualität produziert. Da können und wollen die Schratteneckers nicht mithalten. Deshalb wurden sie schließlich beim „Genussland OÖ“ aufgenommen, einer Kampagne des Landes Oberösterreich. Mittlerweile haben alle großen Supermarktketten die Innpopis im Angebot.
Ein gesunder Betrieb
Im Keller des Bauernhauses blitzen die Maschinen. In den hellen, sauberen Räumen wird das Pocorn hergestellt und abgefüllt. Das gibt es salzig und süß, mit Schokolade, aber auch Erdbeer- und Himbeergeschmack. Drei bis vier Mal pro Woche werden die maßgefertigten Maschinen angeworfen, 2300 Sackerl befüllt und mit dem Innpopis-Lieferwagen zugestellt. Die ganze Familie, von den Großeltern bis zu den vier Kindern – der Jüngste ist neun Jahre alt –, helfen mit. Johann Schrattenecker setzt sich auf einen Drehstuhl. Er zeigt, wie das Abfüllen funktioniert und die Sackerl verschlossen werden. Die Popcorn-Maschine ist die mittlerweile dritte, die sie erworben haben. Jetzt ist sie eigentlich schon wieder zu klein. „Wenn das Popcorn nicht wäre, müsste ich außer Haus arbeiten gehen“, sagt Johann Schrattenecker. Sie werden wohl eine neue Maschine anschaffen, damit die steigende Nachfrage erfüllt werden kann. Denn das Ehepaar arbeitet auf eine Zukunft hin: „Wir wollen unserem Buben einen gesunden Betrieb übergeben.“
Die Natur hat das gut gemacht
Fünf Hektar Urmais wächst mittlerweile auf dem Hof. Das Entlieschen, also das Entfernen der Blätter vom Maiskolben, erledigt jetzt eine Maschine. Dann werden die Kolben getrocknet. Das erfordert Fingerspitzengefühl. Die Körner sollen nicht zu feucht sein und auch nicht zu trocken, wenn sie abgeriebelt werden. Sie dürfen nicht abbrechen. Sonst läuft das eingelagerte Wasser aus, das die Körner zum Aufpoppen bringt. „Nach der Ernte denke ich mir, die Natur hat das gut gemacht, jetzt muss ich etwas daraus machen“, sagt Maria Schrattenecker. Die Arbeit mit diesem Lebensmittel macht dem Ehepaar sichtlich Freude. Sie haben es kennen- und schätzengelernt. „Unser Werkstoff wächst unter freiem Himmel. Wir müssen mit der Natur leben und nicht alles aus dem Boden rausholen bis zur Erschöpfung.“
Dankbar sein für alles
Das Erntedankfest steht vor der Tür. Es ist eine Zeit, in der Maria Schrattenecker in der Pfarre viel zu tun hat. Sie leitet die Katholische Frauenbewegung in Mehrnbach. „Das ist ein Ausgleich für mich“, sagt Maria Schrattenecker mit einem verschmitzten Lächeln. Erntedank, das ist eine Zeit, um dankbar zu sein für alles, was von oben kommt, sagt sie. Bei vielen Menschen vermisst sie das. Alles müsse immer verfügbar sein, egal, woher es kommt. „Wir müssen uns bewusst werden, dass wir alles, was wir zum Leben brauchen, aus unserem Boden bekommen. Dann wäre die Zufriedenheit größer.“ «