Siebzig Jahre lang war in Pötting das „eherne Geläut“ aus drei Stahlglocken zu hören. Sie werden nun durch fünf neue Bronzeglocken ersetzt, die am 15. Oktober geweiht wurden. Die Künstlerin Andrea Auer hat sie gestaltet.
Wenn die Glocken erstmals zu Allerheiligen läuten, wird in ihrem Klang eine Erinnerung an das Jahr 1882 mitschwingen. Vor beinahe 130 Jahren erhielt Pötting fünf neue bronzene Glocken, die aber den zwei Weltkriegen zum Opfer fielen: Aus ihnen, die zu einer friedvollen Gemeinschaft riefen, wurden Kanonenkugeln gegossen. Seit 1942 trug der Kirchturm nur mehr drei Stahlglocken. Nun wurde der Turm saniert und rechtzeitig zum 850. Jubiläum der Kirchweih und zum 120. Jubiläum der selbstständigen Pfarre Pötting ein neues Geläut in Auftrag gegeben. Andrea Auer, gebürtig aus Oberösterreich, hat die Glocken künstlerisch gestaltet.
Was das Läuten kundtut. „Der Klang unserer Glocken soll uns daran erinnern, was sie verkünden“, wünscht sich Maria Sumereder, Obfrau des Pfarrgemeinderates. Die Botschaften liegen schon in ihren Namen: Die erste Glocke ist dem Heiligen Kreuz geweiht, das auch Patrozinium der Pfarrkirche ist. Andrea Auer stellt das Kreuz mit einem Tuch dar, das über dem Querbalken hängt: Es sind die Leinenbinden, die in Jesu’ leerem Grab zurückblieben und Zeugnisse der Auferstehung sind. Feine Linien umspannen die zweite Glocke der „Hl. Familie“ wie ein Netz. Sie erinnern an die Äste eines Baumes oder die Darstellung eines Stammbaumes, beides Bilder für das Wachstum und das tragende „Netz“ der Familie. Nach dem Landespatron St. Florian und den beiden Heiligen Petrus und Paulus sind zwei weitere Glocken benannt.
Symbol des Friedens. Die kleinste, die Friedensglocke, ist Edith Stein mit ihrem Ordensnamen hl. Teresia Benedicta a Cruce geweiht. „Gott verlangt nichts von den Menschen, ohne ihm zugleich die Kraft dafür zu geben.“ – Von diesem Zitat der Schutzheiligen Europas hat sich Andrea Auer inspirieren lassen. Tauben fliegen auf und verkünden einen Frieden, für den sich Edith Stein bis zu ihrer Ermordung im KZ Auschwitz eingesetzt hat. „Glocken sind Zeichen der Gemeinschaft“, sagte Bischof Maximilian Aichern bei der Weihe am vergangenen Samstag. Eine Gemeinschaft, die – wie Edith Stein vorgelebt hat –, alle Menschen, auch unterschiedlicher Herkunft, einbezieht.