Christsein könnte man auch so verstehen: Wir selber sind die Garantie füreinander. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/10
07.03.2017 - Matthäus Fellinger
Man ist es gewohnt. Es gibt Garantie. Drei Jahre und länger. Du gehst kein Risiko ein, machen einem die Prospekte klar. Jemand. Etwas. Ein System steht gerade, sofern es sich um einen Produktionsfehler handelt. Und für den Fall darüber hinaus gibt es Versicherungen.
Man hat sich gewöhnt an dieses Leben mit Garantien – vor allem: mit dem abgenommenen Risiko. Da erfährt sich der Mensch herausgenommen aus diesem Spannungsfeld zwischen möglichen Gefährdungen – und dem, was es zu gewinnen gibt.
Wie gut ist es, Menschen zu begegnen, die bereit sind, Risiko einzugehen. Das sind keine Spieler. Es sind Leute, die das Scheitern, das Schiefgehen, die Unglücksfälle nicht einfach anderen auf die Schultern laden. Sie stehen selbst gerade. Der Lohn des Lebens kommt nicht einfach nur wie das Gehalt beständig und inflationsangepasst auf das Konto. Bei vielen Berufen, Landwirten etwa, war das ohnehin nie der Fall.
Christsein könnte man auch so verstehen: Wir selber sind die Garantie füreinander. Wir teilen im Guten. Wir tragen aber auch die Last – und schieben sie nicht nur auf andere ab, oder ins Anonyme, wo man die Leidträger nicht mehr zu Gesicht bekommt. Leben ist mit Wagnis verbunden. Immer nur davongekommen, aber nirgendwo angekommen – das wäre kein Ziel.