Mit der Heirat kommt ein neues Ehrenamt. Frisch vermählte Männer als Zechpröpste einzusetzen hat in der Innviertler Pfarre Waldzell eine lange Tradition. Das Spendensammeln in der Kirche stiftet Gemeinschaft.
Ausgabe: 2017/09, Zechpropst, Geldsammlung
28.02.2017 - Paul Stütz
Mit der Heirat kommt ein neues Ehrenamt. Frisch vermählte Männer als Zechpröpste einzusetzen hat in der Innviertler Pfarre Waldzell eine lange Tradition. Das Spendensammeln in der Kirche stiftet Gemeinschaft.
Zechpröpste sammeln während des Gottesdienstes von den Gläubigen Geldspenden ein. Früher mit dem Klingelbeutel, heute viel eher mit dem Körberl. In vielen Pfarren ist es schwierig, für diese Aufgabe Freiwillige zu finden, und es müssen Mesner oder Ministranten einspringen. In Waldzell hat man mit einem alten Brauch die Lösung für Personalengpässe. Die männlichen Jungverheirateten werden gefragt, ob sie dieses kirchliche Ehrenamt für ein Jahr übernehmen wollen.
Nachzählen tun andere
Christian Beham, der im vergangenen Sommer geheiratet hat, ist einer von drei Männern, die sich 2017 als Zechpropst zur Verfügung stellten. „Ich bin beruflich sehr eingespannt und da haben viele in der Pfarre nicht geglaubt, dass ich das mache“, erzählt Christian Beham. Ihm war es aber wichtig und er hat Freude am Dienst, wie er betont. Jedes Wochenende ist der technische Angestellte im Einsatz, entweder am Samstag Abend oder am Sonntag. Dann geht er mit dem Körberl durch die Bankreihen und sagt „Vergelt’s Gott“ zu jedem, der es klingeln lässt. 50 bis 100 Euro landen pro Messe in Behams Körberl, schätzt er. Nachzählen tun aber andere. Für die Zechpröpste ist es eine gesellige Sache, sie kommen dadurch nach der Messe und dem Dienst zum Frühschoppen auf ein Bier zusammen. Sie bringen sich so auch in die pfarrliche Gemeinschaft ein und werden in einige Hilfsdienste miteingebunden: Diese reichen von Birkenschneiden zu Fronleichnam bis zum Christbäumeholen. Außerdem tragen die Zechpröpste das Kreuz bei den traditionellen Pfarrwallfahrten nach Maria Schmolln und St. Wolfgang. Für die Frauen der Zechpröpste ist übrigens auch eine Aufgabe vorgesehen: Sie tragen nach altem Brauch bei den Prozessionen die Frauenfahne.
Bevor das Jahr als Zechpropst vorbei ist, werden Beham und seine Kollegen die frisch vermählten Männer aus dem Jahr 2017 zur Nachfolge animieren. Damit der Zulauf zu dem Zechpropstdienst nie abreißt.