Redakteurin Christine Grüll über ihre Schreibblockade.
Ausgabe: 08/2017
21.02.2017 - Christine Grüll
Viele von Ihnen, geschätzte Leserinnen und Leser, starten gerne mit dieser Kolumne. Dann erst stürzen Sie sich in die Lektüre der restlichen Zeitung. Ich würde hier gerne für Sie einen erbaulichen Gedanken oder ein heiteres Erlebnis beschreiben. Allein, es geht nicht.
Die Kolumne heißt „Unter uns“, also könnte ich Ihnen durchaus anvertrauen, was mich persönlich gerade sehr beschäftigt. Aber es könnten auch andere als Sie mitlesen. Und dafür ist mir das Thema dann doch zu persönlich. Die Laterne auf „meinem“ Bahnsteig wäre auch eine Möglichkeit. Ihr oranges Licht wirkt abends sehr heimelig. Wenn ich mich nähere, schaltet sie sich ab. Aber ich will Sie nicht damit belasten, dass ich jedesmal versuche, das nicht persönlich zu nehmen. Dann wollte ich Ihnen von einem Erlebnis erzählen. Ein fremder Mann setzte sich mir gegenüber. Er roch streng und starrte mich an. Ein Stirnband war so weit aus der Stirn geschoben, dass die Haare zu Berge standen. Ich musste lachen. Da sagte der Mann: „Und ich dachte schon, du wärst traurig.“ Aber reicht das schon für eine gute Geschichte?