Wer möchte schon gern, dass man ihn einen Narren heißt? Und trotzdem haben Narren etwas Beneidenswertes an sich. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ein Narr und dennoch geachtet zu sein, das blieb wenigen vorbehalten. Gute Narren und Närrinnen sind selten. Herrscher hielten sich welche. Sie wussten, wie nötig man Leute braucht, der einem den Spiegel vorhalten. Beim Hofnarren konnten sie sicher sein: Er schmeichelt nicht nur um bloß um seines eigenen Rufes willen. Und: Weil er keine Majestätsbeleidigung riskieren muss, wird er ehrlich sein.
Narr und närrisch. Das ist ein Spiel an der Grenze. Vielleicht ist man erst dann so richtig bei sich, wenn man auch einmal außer sich ist – vor Freude, vor Entrüstung. Je nachdem. „Narrisch“ eben. Leicht ist es nicht, schnell ist man einmal daneben.
Wer möchte schon gern, dass man ihn einen Narren heißt? Und trotzdem haben Narren etwas Beneidenswertes an sich: Vielleicht kommen sie in manchen Belangen näher an die Wahrheit heran. Ein Hang zur Ehrlichkeit ist damit verbunden, ohne Angst vor dem Verlust des eigenen Rufs. Es gibt eine Selbstvergessenheit zum Guten hin.
Wie beneidenswert sind sie, Leute, die einander „narrisch gern“ haben, oder die etwas als „narrisch guat“ empfinden. Vernunft und Verhaltensregeln, vielleicht auch bloß die Schüchternheit, dürfen da ruhig einmal einen Schritt zurücktreten.
Freunde, das sind Leute, die sich für einen auch zum Narren machen lassen.