Warum, Gott, hast du den Menschen geschaffen, wie er ist? Gäbe es nicht bessere Varianten? Auch eine unwesentliche Frage des Glaubens, auf die es im ausgehenden Fasching eine Antwort zu finden gilt.
Ausgabe: 2017/07
14.02.2017 - Matthäus Fellinger
Alles in allem ist er doch recht fehleranfällig, der Mensch. Warum, Gott, hast du ihn so erschaffen, wie er ist? Im aktuell laufenden Schöpfungszyklus wird er sich wohl nicht mehr wesentlich ändern lassen. In einem neuen vielleicht doch. Gott hört auf die Klagen der Menschen, steht in der Bibel. Also wird er für Verbesserungsvorschläge dankbar sein. Eine dritte Hand würde man brauchen. Wer jemals einen schlechtsitzenden Wasserhahn unter der Abwasch zu reparieren versucht hat, macht diese Erfahrung. Die Schraube in der einen Hand, die Zange in der anderen. Aber womit hält man jetzt die Taschenlampe? Bei der Erschaffung des Menschen wurde nicht mitbedacht, dass es eines Tages Taschenlampen geben würde. Die wohl meisten Beschwerden, aber auch Verbesserungsvorschläge, die an Gottes Ohr bezüglich der menschlichen Gestalt dringen, betreffen wohl die Tatsache, dass der Mensch als Frau und Mann erschaffen wurde. Die einen überschütten Gott mit Lobeshymnen für diese grandiose Idee, andere kommen damit überhaupt nicht zurecht. Warum, guter Gott, hast du uns das nur eingebrockt, seufzen sie. Den meisten Zank und Streit gibt es an dieser Berührungslinie zwischen Mann und Frau, die größten Enttäuschungen und Tragödien spielen sich auf exakt diesem Hintergrund ab.
Gut möglich, dass Gott, sollte er sich mit dem Gedanken einer Zweitschöpfung befassen, bereits den Prototyp eines neuen Menschen vor Augen hat. Geschlechtsneutral sozusagen. Bezüglich Vermehrung müsste er dann auf andere Methoden zurückgreifen. Die Stecklings-Vermehrung zum Beispiel, wie sie im Gartenwesen üblich ist. Rechtzeitig vor dem Winter müsste ein Mensch auf einen Teil seines Körpers verzichten, dieser würde dann irgendwie weiterkultiviert. In den Labors wird ja diesbezüglich schon herumprobiert, aber Gott könnte es besser. Die ethischen Fragen in diesem Zusammenhang mögen sich die Theolog- (-innen hätte ich jetzt beinahe dazugefügt, aber das Problem der geschlechtergerechten Sprache wäre dann auch gelöst) – also: mögen sich die Theologen der künftigen Welt selber stellen. Dass der Mensch sich durch Essen und Trinken am Leben hält, ist eine durchaus akzeptierte Idee. Den meisten, so sie zu essen und zu trinken haben, bereitet dies durchaus Vergnügen. Das Problem besteht auf der entgegengesetzten Seite: In welche Nöte und verzwickte Situationen ein Mensch geraten kann, wenn die nicht verwertbaren Reste des Stoffwechsels abgegeben werden sollen – und es an Gelegenheit mangelt. Lieber Gott, könntest du den Menschen vom Zwang zum Stoffwechsel nicht einfach befreien? Könnte man ihn nicht einfach aufladen wie einen Akku? Oder – sollte dies nicht möglich sein – könntest du nicht zu hundert Prozent verwertbare Nahrung anbieten? Die Evolution allein schafft das nicht. Es braucht ein besseres Grundkonzept.
Annehmen darf man, dass Gott bei einer allfälligen Neugestaltung des Menschen dessen eigene Erfahrungen berücksichtigen würde. Ich bin für euch, nicht gegen euch, hat Gott immer wieder zu verstehen gegeben. Um einen Evaluierungsprozess wird er also nicht umhinkommen. Gut möglich, dass man beim Eintritt ins Paradies so etwas wie einen Fragebogen in die Hand bekommt: Wie zufrieden bist du mit deiner Gestalt gewesen, wo siehst du Veränderungsbedarf? Welche Vorschläge hast du? Mal sehen, ob sich das gemeinsame Ergebnis auch sehen lassen kann.