Es ist nicht ratsam, mit einem Autobus über eine Brücke zu fahren, für die eine Drei-Tonnen-Beschränkung gilt. An die Grenzen der Belastbarkeit hält man sich besser. Wo Brücken fehlen, werden die Wege lang. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2017/07, Leitartikel
14.02.2017 - Matthäus Fellinger
Das Bild der Brücke wird oft im menschlichen Miteinander verwendet. Sie ist nicht einfach von selber da. Gebaut und vor allem instand gehalten muss sie werden.
Auch bei den Zwischen-Menschen-Brücken gibt es Belastungsgrenzen, zweifellos. In Krisenzeiten werden Brücken jedoch bisweilen in ihr Sinn-Gegenteil verkehrt: Zu Kontrollstellen werden sie dann. Die Menschlichkeit muss dann sehr weite Wege nehmen.
Es gibt Menschen, die Brücken meiden. Lieber bleiben sie auf der eigenen Seite, unter ihresgleichen. Mit „den anderen“ wollen sie nichts zu tun haben. Man redet nur mit seinen Gesinnungsfreunden, verbleibt im eigenen Kreis. Der Graben des Misstrauens und des Verdachts trennt die von drüben und die von herüben.
Es mag schon stimmen, dass bestehende Brücken zu klein dimensioniert sind, um den Belastungen nicht standzuhalten. Da ginge es dann darum, Tragwerke zu verstärken. Das wichtigste Tragwerk der Gesellschaft ist das Vertrauen – dass man den anderen grundsätzlich für gut hält.
Schade wäre es, wenn es so käme: Da war eine Brücke, aber es ist keiner darübergegangen.