In „weltlichen“ Medien ist zunehmend von Religion die Rede. Es ist Zeit, über den Glauben mehr zu reden, ist auch Franz Asanger überzeugt. Der Leiter des Bischöflichen Schulamtes in Oberösterreich sieht im Religionsunterricht einen unverzichtbaren Schatz.
Ausgabe: 2017/39
26.09.2017 - Matthäus Fellinger
Wer Radikalisierungen entgegenwirken will, dem sollte daran gelegen sein, dass der Religionsunterricht in den Schulen gut verankert ist. Das richtet Franz Asanger jenen aus, die das Fach Religion als Privatsache aus öffentlichen Schulen verbannt wissen wollen. Im Gegenteil: Radikalisierungstendenzen kann man den Boden eher entziehen, wenn im öffentlichen Raum Platz für den Dialog gegeben ist, statt die Religionen in das Private abzudrängen. Die Schule ist ein solcher Ort.
Vor Oberösterreichs Dechanten warb Franz Asanger bei deren Herbsttagung am 20./21. September im Bildungshaus Schloss Puchberg für mehr Wertschätzung für den Religionsunterricht – auch durch die Kirche selbst.
Große Unterschiede
Auf ganz Oberösterreich gesehen zeichnet sich ein sehr unterschiedliches Bild: Während im Schuljahr 2016/17 als Extrembeispiel an der Volksschule Traun von 254 Kindern nur noch 37 den römisch-katholischen Religionsunterricht besuchten, sind das in den Volksschulen der Region Rohrbach nach wie vor über 99 Prozent. Auch an den höheren Schulen nehmen fast 95 Prozent am Religionsunterricht teil. In letzter Zeit würden sich sogar mehr als bisher Schüler/innen, die ohne Religionsbekenntnis aufwachsen, zum Religionsunterricht anmelden.
Mehr als im Gottesdienst
Inzwischen liegt die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die den katholischen Religionsunterricht besuchen, deutlich über der Zahl der Sonntags-Gottesdienstbesucher/innen: 130.000 Jugendliche kommen jede Woche im Unterricht meist zwei Stunden mit Glaube und Religion in Berührung. Die Anzahl der Gottesdienstbesucher/innen liegt demgegenüber bei rund 118.000 Leuten. Der Religionsunterricht wird – so sieht es Asanger – in seiner Bedeutung für die jungen Menschen und auch für die Kirche grob unterschätzt. Freilich: Wie die Kinder und Jugendlichen dann auch außerhalb der Schule mit den Pfarren oder überhaupt mit Kirche in Berührung kommen, bleibt eine Herausforderung für die Seelsorge. Für Asanger tritt der „Wert“ des Religionsunterrichtes auch deutlich zutage, führt man sich finanzielle Vergleiche vor Augen. Den staatlichen Aufwand für den Religionsunterricht in Oberösterreich schätzt Asanger auf rund 160 Millionen Euro jährlich. Eingerechnet sind darin auch alle Personalkosten für Religionslehrer/innen samt Pensionsaufwendungen, ebenso die Personalkosten für die kirchlichen Privatschulen. Gäbe es keine Privatschulen, müsste der Staat für die Ausbildung der dortigen Schülerinnen und Schüler selber aufkommen, sieht Asanger dabei für den Staat keine Mehrkosten. Das gesamte Kirchenbeitrags-Aufkommen in Oberösterreich liegt dem gegenüber bei rund 90 Millionen Euro, also weit darunter.
Die Chance
Asanger betont die Bedeutung des Religionsunterrichts für die Schulen insgesamt – als Beitrag beim Widerstand gegen eine immer stärker um sich greifende Verzweckung von Bildung. Er wendet sich auch gegen ein beständiges Gejammer über den Zustand der Kirche. „Unsere Aufgabe ist es nicht, über den Verlust zu klagen, sondern die Chancen zu gestalten.“ Auch in 30 Jahren würden in Österreich laut den Trends der Meinungsforschung 42 bis 47 Prozent der Bevölkerung katholisch und somit die weitaus größte Glaubensgemeinschaft sein. Das ist, sagt Asanger, eine Aufgabe. «
Neue Dechanten
Im Rahmen der Dechantenkonferenz wurden am 21. September durch Bischof Manfred Scheuer zwei neue Dechanten angelobt: Propst Markus Grasl wurde Dechant des Dekanates Altheim. Im Dekanat Kremsmünster wurde Prior Maximilian Bergmayr neuer Dechant.