Drei Brüder, eine Leidenschaft. Alexander, Michael und Stefan Hayböck aus Kirchberg-Thening haben alle drei eine Skisprungkarriere eingeschlagen. Sie zählen zu Oberösterreichs hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten. Im Gespräch erzählen sie, wie ihre Karriere mit einer selbstgebastelten Schanze begonnen hat, was die sportlichen Ziele sind und wie sie mit brüderlicher Rivalität umgehen.
Während Österreichs Skisprungstars auch in dieser Saison die gewohnte Erfolgsspur nicht verlassen haben, scharren in der zweiten Reihe schon sehr vielversprechende Nachwuchsstalente in den Startlöchern. Mitten drin sind die Hayböck-Brüder Stefan (21), Michael (20) und Alexander (15) aus Kirchberg-Thening. Alexander, der Jüngste, besucht noch das Skigymnasium Stams. Die beiden älteren Brüder haben bereits erste große Erfolge vorzuweisen: Stefan als oberösterreichischer Landesmeister, Michael als mehrfacher Juniorenweltmeister.
Selbstgebastelte Schanze. Wenn drei Brüder gleichzeitig an der Skisprungkarriere arbeiten, drängt sich zuerst ein Verdacht auf: dass die Eltern ihre Söhne mit großem Drill an den Sport herangeführt haben. Bei den Hayböcks war und ist das aber ganz anders, wie Vater Josef betont: „Der Stefan hat sich das selbst in den Kopf gesetzt, als er neun Jahre alt war. Das war im Jahr 2000.“ Und Stefan bestätigt: „Ich war immer der, der gesudert hat, dass er Skispringer werden will“, wollte er dem großen Idol Andreas Goldberger nacheifern. Mit der Leidenschaft hat Stefan bald den um zwei Jahre jüngeren Michael angesteckt. Direkt vor dem Elternhaus in Kirchberg-Thening haben sie ihre erste Schanze samt Flutlichtbeleuchtung in Eigenregie zusammengebastelt. Sobald der erste Schnee gelegen ist, ging es für die Hayböck-Brüder los. „Drei Zentimeter haben uns dafür schon genügt“, sagt Michael. Mit einem normalen Familienalltag war es dann schnell vorbei. Schon bald entdeckten Trainer das große Talent von Michael und Stefan. „Skispringen kann man nur als Leistungssport ausüben“, betont Josef Hayböck. So legte die Familie die ganze Energie auf das Skispringen. Die Trainingseinheiten wurden intensiver, die Schanzen größer und die ersten Erfolge stellten sich ein. Darauf folgte Stefans Aufnahme ins Skigymnasium Stams.
Rivalität der Brüder. „Ich hab’ als fleißiger Schüler den guten Hayböck-Ruf in die Schule hineingebracht“, meint Stefan, der praktisch für Michael den Vorkämpfer gab. Und dann begann auch noch der Dritte im Bunde, Alexander, mit dem Skispringen. Sein Vater sagt dazu: „Der Alexander ist mitgereist zu den Sprüngen von Michael und Stefan und wollte nicht immer nur zuschauen. Deshalb hat er auch selbst angefangen“. Die größten sportlichen Erfolge hat bisher Michael als mehrmaliger Juniorenweltmeister vorzuweisen. „Ich habe akzeptiert, dass Michael momentan der Bessere ist“, betont Stefan. Nachsatz: „Das heißt ja nicht, dass das so bleibt.“ Beide betonen, dass sie sich vielmehr über die Erfolge des Bruders freuen. „Früher war der Konkurrenzkampf zwischen Michi und mir extrem“, sagt Stefan „aber seit wir beide Spitzensportler sind, ist uns das eher egal.“
Gemeinsam im Weltcup. Ein komisches Gefühl sei es jedoch gewesen, als sie heuer in Innsbruck zum ersten Mal gemeinsam bei einem Weltcupspringen an den Start gingen. „Man ist damit irgendwie noch näher bei der Sache, wenn man den Bruder direkt vor dem eigenen Sprung am Monitor sieht“, meint Stefan. In Innsbruck waren beide letztlich wenig erfolgreich. Besonders Michael Hayböck ist auch mit dem gesamten Saisonverlauf eher unzufrieden. Kleinere Verletzungen und Pech mit Windböen vereitelten den Durchbruch im Weltcup. Die Brüder betonen aber, dass es im Skisprung unmöglich ist, etwas zu erzwingen. Zu viele Details müssen in dem Sport zusammenpassen (siehe Kasten links unten).
Traum vom Fliegen. Dementsprechend zurückhaltend äußern sie sich, nach ihren sportlichen Zielen befragt: „Natürlich ist Olympia 2014 in Sotchi ein Thema. Es ist aber auch nicht so, dass man nur dafür trainiert“, meinen Michael und Stefan, die auch schon an die Zeit nach der Sportkarriere denken. Stefan möchte vielleicht als Sporttrainer arbeiten. Michael dagegen plant, die Pilotenausbildung zu machen. Es scheint, den Traum vom Fliegen will er auch nach dem Skispringen nicht mehr so schnell aufgeben.
Mysteriöse Sportart Skispringen
In kaum einer anderen Sportart entscheiden so winzige Details über Erfolg oder Niederlage wie im Skispringen. „Es ist für mich irgendwie immer noch eine mysteriöse Sportart“, meint Skispringervater Josef Hayböck. Ein paar Zehntel in der Anfahrtsgeschwindigkeit oder der Absprung, der um Hundertstelsekunden zu früh oder zu spät erfolgt. Zu viel an das Ergebnis zu denken ist deshalb kontraproduktiv. „Erzwingen kann man bei unserem Sport gar nichts“, erklärt Stefan Hayböck. Man könne nur sein Ding durchziehen und schauen, dass das Beste dabei herauskommt.
Wie die Eltern mitfiebern
Sie haben ihre Söhne von Beginn ihrer Skisprungkarriere an immer unterstützt, Brigitte und Josef Hayböck, die beide als Lehrer am Aloisianum in Linz tätig sind. „Wir schauen, dass sie gute Rahmenbedingungen haben“, betonen die Eltern. Zudem sind sie ihren Kindern eine moralische Stütze, wie Brigitte Hayböck erzählt: „Wir muntern sie auf, wenn sie verzweifelt sind, wenn etwas schiefgegangen ist.“ Angst würden sie normalerweise keine haben, wenn die Söhne springen, sagt Josef Hayböck: „Das würden wir nervlich gar nicht aushalten, wenn wir uns immer zu Tode fürchten.“ Schlimm seien jedoch Situationen wie jene beim Skifliegen in Vikersund im Februar. Michael Hayböck wurde da beim Quali-Sprung von einer Windböe erfasst, konnte aber einen Sturz verhindern. „Gott sei Dank passiert das ganz selten. Uns ist dadurch aber bewusst, dass Skispringen eine gefährliche Sportart ist“, sagen die Eltern.