„Geb Ihnen Bescheid, wenn ich wieder christlicher bin“
Elena Ricci-Bachinger ist kirchliche Jugendleiterin in Linz-St. Michael im Stadtteil Bindermichl. Sie besucht 18-Jährige rund um ihren Geburtstag.
Ausgabe: 2017/04
24.01.2017 - Paul Stütz
Rund 250 junge Katholiken von vier Linzer Pfarren hat Elena Ricci-Bachinger auf ihrer Liste. Bis zum Sommer möchte sie mit allen in Kontakt treten. Zuerst einmal mit einem Brief, in dem sie ihr Erscheinen ankündigt „Mein Motto lautet: Wenn du nicht in die Kirche gehst, kommt die Kirche zu dir“, so schreibt sie darin. Wer nicht will, dass Elena Ricci-Bachinger auf der Matte steht, kann sich einfach per SMS oder E-Mail „abmelden“. Das macht jedoch nur die Minderheit.
Hausbesuche in Linz
Drei Abende in der Woche rückt die Seelsorgerin aus und klingelt an den Türen. Mit guten Erfahrungen, wie sie erzählt. An dem bitterkalten Winterabend, an dem sie die KirchenZeitung bei den Hausbesuchen begleitet, muss Elena Ricci-Bachinger dennoch hartnäckig sein. Erst nach mehreren erfolglosen Stationen macht in einem der Wohnblöcke in Linz-Oed eine 18-jährige Schülerin auf. Sie lernt gerade und hat nur wenig Zeit. Auf der Türschwelle lässt sie Ricci-Bachinger aus mehreren Geschenken auswählen: einem Buch mit erbaulichen Sprüchen, einem Kalender oder einem Film mit dem Titel „Gott ist nicht tot“. Die Schülerin entscheidet sich für das Sprüchebuch. Mit dem Angebot, im März den neuen Pfarrgemeinderat zu wählen, kann sie schon deutlich weniger anfangen. „Ich gehe nur sehr selten in die Kirche und vom Religionsunterricht habe ich mich auch abgemeldet“, sagt sie. Ricci-Bachinger verabschiedet sich und wünscht ihr Gottes Segen.
Positiver Kontakt zur Kirche
Die Hoffnung, dass sie junge Menschen mit ihren Besuchen für das Pfarrleben interessieren kann, haben sich nicht erfüllt. „Das war vielleicht naiv“, sagt sie. Und dennoch zieht die Jugendleiterin eine positive Zwischenbilanz. „Mein Besuch ist für viele der erste Kontakt seit Langem mit der Kirche. Die meisten Menschen sind darüber erfreut.“ Besonders die Eltern. Diese nutzen oftmals die Gelegenheit, der Seelsorgerin ihr Herz auszuschütten. Andere berichten ihr, was sie sich von der Kirche erwarten würden: „Eine Mutter einer 18-Jährigen hat mir erzählt, dass sie sich eine fröhlichere und weniger steife Messe wünschen würde.“ Zumindest indirekt zielt ihr Besuch darauf ab, dass die jungen Erwachsenen vom etwaigen Kirchenaustritt abgehalten werden. Noch bevor die jungen Erwachsenen von der Kirchenbeitragsstelle den erste Brief bekommen, was für viele ein Anlass ist, der Kirche den Rücken zu kehren. „Es hinterlässt einen guten Eindruck, dass jemand von der Kirche kommt“, sagt die Jugendleiterin. Sie akzeptiert, dass viele 18-Jährige in ihrer Situation wenig von der Kirche brauchen. So wie es ein 18-Jähriger in einer E-Mail formuliert hat: „Ich bin momentan nicht sehr religiös. Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn ich wieder christlicher geworden bin.“