Viele kennen Wüstenzeiten in ihrem Leben. Wie gut tut es da, wenn es in diesen Zeiten Menschen gibt, die einfach da sind: Menschen, die Mut zusprechen, zuhören, trösten, aufbauen und „Entwicklungshelfer“ für neue Perspektiven sind. Aus der Serie "Die Botschaft der Engel", Teil 2 von 4.
Ausgabe: 2017/02, Engel, Bibel, Prophet, Elija
10.01.2017 - Ingrid Penner
Oftmals bricht dann die spontane Aussage durch: „Du bist ein Engel!“ Genau davon erzählt auch die Bibel in einer berührenden Geschichte vom Propheten Elija (1 Kön 19,1–13). Er setzte sich leidenschaftlich für seinen Gott ein, bekämpfte fremde Götter und ließ sich auf einen Götterwettstreit mit den Propheten des Gottes Baal ein. Elijas Gott ging aus diesem Wettkampf eindeutig als Sieger hervor. Daraufhin ließ Elija die Propheten des Baal töten. Dies missfiel der aus Phönizien stammenden Königin Isebel sehr; sie verehrte ja Baal. Isebel trachtete nun Elija nach dem Leben – er muss fliehen.
Elija reicht es
Enttäuscht von seinem Gott, der ihn offenbar nicht schützt, flieht er mit seinem Diener in den Süden nach Beërscheba. Alleine zieht er eine Tagesreise weit in die Wüste hinein. Dort legt er sich unter einen Ginsterstrauch. Nochmals wendet er sich anklagend und enttäuscht an seinen Gott und wünscht sich nur noch den Tod. Er hat genug! In heutige Sprache übersetzt: ausgebrannt – ein klassisches Burn-out.
Lebensnot-Wendendes
Da tritt ein Engel in Erscheinung. Es wird nicht gesagt, woher er kommt oder wie er aussieht. Er ist einfach da und tut, was in dieser Situation zu tun ist: Er rührt Elija an und fordert ihn auf, aufzustehen und zu essen. Elija erblickt Wasser und Brot, Lebens-Mittel im eigentlichen Sinne – aber dahinter steckt noch mehr: Es wird ausdrücklich erwähnt, dass das Brot in glühender Asche gebacken wurde. Asche, in der noch Glut vorhanden ist, kann einerseits noch Lebensförderliches hervorbringen, andererseits kann sie durch entsprechende Maßnahmen wieder zu Feuer entfacht werden. Auf Elija bezogen könnte das heißen: Ein Bote mit „Himmelserfahrung“ bringt Lebensnot-Wendendes für den ausgebrannten Propheten, stärkt ihn, um wieder an seine Lebensenergien zu kommen, hilft ihm, sein inneres Feuer wieder zu entfachen.
Boten machen sensibel
Es braucht allerdings einen zweiten Durchgang: Nachdem Elija sich nochmals unter den Ginsterstrauch gelegt hat, rührt der beharrliche Engel ihn ein weiteres Mal an, berührt gleichsam sein Inneres, und fordert ihn erneut auf, aufzustehen und zu essen. Dieses Mal hat er Erfolg: Gestärkt steht Elija auf und wandert 40 Tage und Nächte lang zum Gottesberg Horeb. 40 ist eine biblische Symbolzahl, die vor allem für eine Zeitspanne der Läuterung und Reifung steht – in diesem Fall könnte man es als Zeit der Regeneration bezeichnen. Am Horeb begegnet ihm Gott – weder im heftigen Sturm, noch im Erdbeben oder im Feuer, sondern im sanften, leisen Säuseln. Es braucht wohl gute Ohren und große Achtsamkeit, um Gott in diesem sanften, leicht überhörbaren Zeichen zu vernehmen. Himmlische Boten in Wüsten- oder Wendezeiten können dafür sensibel machen – damals wie auch heute. Und diese müssen nicht Männer mit Flügeln sein …
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