Die floristische Gestaltung ist ein Teil des Gesamtkunstwerkes Kirche. Neben alten Kunstwerken und Altarraum-Neugestaltungen sind sie jener Teil, der das farbenprächtige Naturschauspiel der Jahreszeiten im Kirchenraum sichtbar macht. Doch wie viel Blumenschmuck verträgt ein Kirchenraum? Leserinnen antworten.
„Der Blumenschmuck ist aus den Kirchen in Oberösterreich nicht wegzudenken. Mit den Pflanzen holt man sich die Schöpfung Gottes in den Kirchenraum. Doch in manchen Kirchen verschwinden – je nach Jahreszeit und Blumenbudget – Altar und Ambo hinter einem Blumenmeer“ – So hat die KirchenZeitung zum Beginn der Fastenzeit den „Kirchenschmuck“ in den Mittelpunkt gerückt und die Devise „Weniger ist mehr“ zur Diskussionen gestellt. Die Richtlinien des römischen Meßbuchs sehen folgendes vor: „Der Blumenschmuck sei immer maßvoll; er soll eher um den Altar herum als auf ihm angeordnet werden“. Leser/innen waren eingeladen, dazu Stellung zu beziehen.
Sinnvolle Unterbrechung. Die Reaktionen aus den Pfarren waren unterschiedlich. Eva Bichlmann schreibt: „Reduzierte Gestaltung des Blumenschmuckes in der Fastenzeit verweist auf eine sinnvolle Unterbrechung unseres leistungsorientierten Alltags. (...) Auch das Annehmen von Vergänglichkeit gehört zum Lebens-Reife-Prozess des Menschen. Ein Stück totes Holz statt Blumen in der Fastenzeit weist hin auf unsere Vergänglichkeit.“ Eva Bichlmann ist in der Pfarre Offenhausen für den Blumenschmuck verantwortlich.
Blumenverbot am Altar. Keine Blumen am Altar – damit kann Maria Menner aus Gampern wenig anfangen: „Mit dem Blumenverbot tu ich mir wirklich schwer. (...) Ich kann es nicht verstehen, denn wenn wir in unserer Familie ein Fest feiern, will ich den Tisch schön decken und Blumen gehören dazu.“ Dass durch den Blumenschmuck Schäden entstehen können, ist für sie nicht nachvollziehbar und demotivierend. Die Liturgie solle mit allen Sinnen erfahrbar werden und der Blumenschmuck leiste dazu einen wertvollen Beitrag, findet Helene Edlmair aus Rohrbach. Dass durch die Blumenpracht Schäden entstehen, dem widerspricht auch sie. Die richtige Handhabung – etwa Abdeckung durch Glasplatten – könne hier vorbeugen, meint sie.
Kunst oder Menschen. Das Kunstreferat ist immer wieder mit Sachschäden durch Feuchtigkeit, Schimmel und Wasser konfrontiert, bestätigt Judith Wimmer auf Anfrage erneut. Hohe Restaurierungskosten für beschädigte Kunstwerke sind die Folgen. Daniele Rohrer meint dazu aber: „Die Ausführung über die Gefahr der Schäden durch Blumen im Kirchenraum hat mich zum Nachdenken gebracht. Diese Überlegung ist großteils für ein Museum, aber nicht für eine Kirche angebracht (...) Ist die Kirche für die Kunstschätze da oder für die Menschen? Man sollte nicht nur an die Erhaltung der Schönheit der Kunstschätze, sondern vor allem an die Menschen denken, die eine Kirche besuchen, um dort zu beten und zur Ruhe kommen wollen.“ Die Praxis zeigt: Kirchenschmuck kann den Blick auf die Kunst im Kirchenraum verstärken oder verstellen. Beides im Blick zu haben, erhöht die Feierqualität für alle Beteiligten und die Freude am Gesamtkunstwerk Kirche.