Ihre Pfarre ist für die Tierärztin Regina Mossbauer das Letzte, worauf sie bei ihren vielen Aufgaben verzichten würde. Als Delegierte des Dekanates Freistadt nimmt sie auch am Pfarrgemeinderatskongress von 13. bis 15. Mai in Mariazell teil.
Es war ihr vom ersten Tag an klar: Zurück nach Wien gehe ich nicht mehr. Es war 1990, als die Tierärztin Regina Mossbauer von Wien ins oberösterreichische Mühlviertel übersiedelte: zuerst nach Reichenthal, später nach Hirschbach. Aus der Städterin ist eine Bäuerin geworden, mit einer Kleintierarzt-Praxis im nahen Freistadt. Rund 50 Zuchtsauen bilden die Lebensgrundlage für Familie Mossbauer; und auch sonst versorgen sie sich mit vielem selber. Sohn Peter ist Hufschmied geworden und Tochter Elisabeth studiert noch. Auch sie sind begeisterte Mühlviertler geworden.
Aus Wien hat Regina Mossbauer etwas Wertvolles mit in die neue Heimat genommen: Ihre enge Verbindung mit der Kirche. Ihre Oma war Zeit ihres Lebens Mesnerin in St. Josef in Ottakring gewesen. Eine Zeit lang lebte die Familie sogar im Pfarrhof. Die Jungschar hat ihr dort schon viel bedeutet.Kinder und Jugendliche – das sind Regina Mossbauer bis heute die wichtigsten Anliegen in der Pfarre. Angefangen hat es mit der Gestaltung von Familien-Gottesdiensten. Die eigenen Kinder sind zwar schon erwachsen, doch noch immer arbeitet Regina Mossbauer im Familien- und Jugendausschuss der knapp 1000 Leute zählenden Pfarre. Außerdem gehört sie dem Liturgieausschuss an und ist Wortgottesdienst-Leiterin. Zu dritt haben sie sich in der Pfarre für diesen Dienst bereit erklärt. Etwa ein Mal im Monat kommt man auch dran.
Bei ihren Wortgottesdiensten bezieht Mossbauer gerne die Kinder mit ein, sie gibt ihnen Platz und eine Rolle beim Gottesdienst. Eine Woche lang sitzt sie fast jeden Abend dabei, um die Feier gut vorzubereiten. Den Kurs, den sie dafür machen musste, hat sie in sehr guter Erinnerung. Freilich, in einer Pfarre, in der die Kinder ab dem Hauptschulalter zu Pendlern werden, ist es nicht leicht, sie auch als Jugendliche noch zu erreichen.
Der Liturgie-Ausschuss tagt immer zusammen mit dem Ausschuss der benachbarten Pfarre Schenkenfelden, schließlich muss ja der Fahrplan mit der Pfarre, mit der man auch den Pfarrer „teilt“, gut abgestimmt sein. Pfarrer Franz Holl hat kürzlich zusätzlich zu seinen beiden Pfarren auch noch die Aufgabe des Dechanten übertragen bekommen. Ohne verantwortungsbereite Laien ginge das nicht. Zusammenarbeit unter Pfarren ja – aber Zusammenlegungen – nein! Das würde nicht funktionieren, ist die erfahrene Pfarr-Frau überzeugt: „Die Leute wollen ihre Kirche haben. Die Kirche lebt vor Ort – oder sie lebt für die Menschen nicht mehr“, ist sie überzeugt. Dass sie an manchen Sonntagen keine Messe, sondern Wortgottesdienste feiern, ist ihnen weniger Problem.
Auch für Mossbauer selbst ist die Pfarre „das Letzte, das ich aufgeben würde“. Da würde sie schon eher ihre Rolle als Chefin bei den Goldhaubenfrauen oder als Gemeinderätin zurückstellen. Sie weiß, was sie aus den vielen Stunden, die sie für die Pfarre einsetzt, selbst gewinnt: die entscheidende Gewissheit, dass man mit Jesus unterwegs ist, dass damit der lebendige Gott Platz im Leben hat. Daraus, sagt sie, kann man viel Kraft und Lebenssinn schöpfen.
Nach Mariazell
Das letzte Stück Weg wird Regina Mossbauer zu Fuß zum Pfarrgemeinderatskongress nach Mariazell pilgern – mit zwei anderen Delegierten aus Oberösterreich. Schon als Jugendliche ist sie von Wien aus zu Fuß zur „Magna Mater Austriae“ gepilgert. „Unsere Bischöfe sollen sehen, wie groß der Druck an der Basis geworden ist.“ Das erwartet sie von dieser Begegnung. In Hirschbach zum Beispiel: Der Pfarrer wird demnächst 70, der Nachbarpfarrer steht vor dem Achtziger. Und dann? „Wir allein sind überfordert, vor allem, was das Theologische betrifft.“ Ehrenamtlich wird sich das Pfarrleben auf Dauer nicht gestalten lassen. Doch vor allen Strukturfragen ist Regina Mossbauer das Erscheinungsbild der Kirche insgesamt wichtig. „Ich wünsche mir eine offene, eine freundliche Kirche, die Mut macht“, erzählt sie. Sie weiß, wie gut das in einer Zeit täte, in der viele Menschen mit Depressionen kämpfen. Kirche kann Halt im Leben und Zuversicht schenken.