Wenn Kirchen zu Festzeiten mit Blumen geschmückt werden, wird der feierliche Charakter des Gottesdienstes sichtbar. Problematisch wird es, wenn die Blütenpracht zu üppig wird und Schäden durch Feuchtigkeit entstehen. Die Fastenzeit lädt zur Neuorientierung ein.
Der Blumenschmuck ist aus den Kirchen in Oberösterreich nicht wegzudenken. Mit den Pflanzen holt man sich die Schöpfung Gottes in den Kirchenraum. Doch in manchen Kirchen verschwinden – je nach Jahreszeit und Blumenbudget – Altar und Ambo hinter einem Blumenmeer. Die Hoch- und Seitenältare werden mit Pflanzen aller Art bestückt. Die Fastenzeit nutzen manche Kirchenschmückerinnen in ihren Pfarren dazu, die Blütenpracht im Kirchenraum etwas zu reduzieren. Das Auge wird zum Fasten eingeladen, durch den Verzicht auf üppigen Blumenschmuck wird der Kirchenraum neu wahrgenommen. Details, die sonst untergehen, kommen zur Geltung.
Schlichte Gestaltung. „,Weniger ist mehr‘ ist meine ganz persönliche Devise beim Blumenschmuck“, sagt Maria Griesser aus der Stadtpfarre Urfahr. Sie ist Teil des Blumenschmücker/innen-Teams und hat sich in der Fastenzeit für eine karge floristische Gestaltung entschieden. „Grundsätzlich verwende ich eher weniger Farben, bleibe ganz schlicht. Denn die Kirche ist ja ohnehin schön. Wenn es weniger Blumenschmuck gibt, kann die Kirche selber wirken.“ Griesser findet, dass die Pflanzen einen Beitrag zur Gestaltung leisten, aber nicht dominieren sollten, „sonst sind alle Heiligenbilder verstellt“. Schwerpunkte setzt sie zu besonderen Anlässen: etwa zum Festtag des hl. Josef mit einer Lilie oder in der Osterzeit. „Bis Ostern haben wir aber nur Grün in der Kirche“, erzählt die Kirchenschmückerin.
Blumenverbot am Altar. Wertvolle und irritierende Impulse für die Gestaltung von Sakralräumen bietet Peter B. Steiner in seinem Buch „Glaubensästhetik“ (vgl. KIZ Nr. 26/2009). So spricht sich der Autor gemäß den Richtlinien des römischen Messbuches etwa für ein Blumenverbot am Altar aus, „da sie den Blick auf das Wesentliche, die Feier der Liturgie, verstellen“. Philodendron und Gummibaum haben in einem Sakralraum nichts verloren, sondern gehören ins Wohnzimmer, meint Steiner.
Pflanzen bringen Feuchtigkeit. Mit der Blütenpracht kommt auch die Feuchtigkeit in den Kirchenraum. – Auf diesen Aspekt weist Judith Wimmer vom Kunstreferat hin und berichtet: „Die größte Gefahr ist überlaufendes Gießwasser, das vorerst vielleicht ein paar Ringe hinterlässt, wie sie jeder kennt, dann aber die Fassung nachhaltig ruiniert.“ Das Material blättert ab, es kommt zum Modern ganzer Holzteile. Stuckmarmoroberflächen werden ebenfalls angegriffen. „Auch feuchte Erde oder Steckschwämme sind kein geeignetes Milieu für Kunstwerke“, ergänzt Wimmer. Denn fast alle Altaroberflächen bestehen aus „organischem“ Material: Holzkern, leimgebundene Grundierung, Farbfassung in Öl. Herabfallende Blätter oder Blüten, die eine Menge an (Fäulnis-)Bakterien und Mikroorganismen mitbringen, können zudem Schimmelbefall verursachen, der sich schnell ausbreitet. Was die Restaurierungskosten angeht, meint Wimmer: „Es kommt immer auf das Objekt an, aber ein paar hundert Euro pro Schadensfall sind schnell beisammen.“ Viel Geld, das im Pfarrbudget ein unnötiges Loch reißt, gibt Wimmer zu bedenken.
- Machen Sie mit! Unsere Frage: Was kann durch die reduzierte Gestaltung des Blumenschmucks sichtbar werden? Schicken Sie uns Gestaltungsvorschläge (Text & Fotos). Die KirchenZeitung bringt zum Ende der Fastenzeit eine Auswahl Ihrer Ideen! Kontakt: elisabeth.leitner@kirchenzeitung.at
Ein Ensemble aus Dornen vor dem Altar. Pflanzen reduziert und passend zum Kirchenjahr einzusetzen, diesen Weg geht Maria Griesser in der Stadtpfarre Urfahr.