„Freude“. Dieses Wort hat es verdient, als Wort des Jahres vermerkt zu werden. Papst Franziskus hat es im April in den Titel der Enzyklika „Die Freude der Liebe“ genommen. Sie ist das Um und Auf des Lebens. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger
Ausgabe: 2016/50
13.12.2016 - Matthäus Fellinger
Wie gut geht es einem bei Menschen, die der Freude Raum und Geltung geben. Und wie anstrengend ist es, wenn man sich im Umfeld einer Unzufriedenheit, die nichts gut sein lässt, bewegen muss. In den Stuben des Nörgelns verdurstet die Freude, vor allem, wenn die Kläger gar nicht wissen, was ihnen denn fehlt. Die Unzufriedenheit ist ein Boden, auf dem der Unfrieden zu keimen anfängt. Der Advent ist wie eine Hinführung an die Quelle der Freude. „Freut euch im Herrn allezeit“, schreibt Paulus an die Philipper. „Allezeit!“ Dieses Wort ist wichtig. Freude gilt nicht nur in guten Zeiten, nicht bloß im Glück. Es geht um Freude, die auch im Schweren trägt. Sie bildet den Boden, auf dem Leben gedeiht. Wenn das besser zu spüren wäre – und ein wenig ansteckender zum Ausdruck käme im Lebenszeugnis der Einzelnen, und wenn es zu spüren wäre im Wirken der Kirchen. Schlechtredner hätten es dann nicht so leicht, Gefolgsleute zu finden. Und es bräuchte nicht so viele Freudenersatz-Produkte. Echte Freude ist nicht käuflich. Sie wächst und keimt auf unter Menschen – wenn man sie lässt.