Die Uhrzeit scheint keine Rolle zu spielen. Auch wenn sie um 6 Uhr in der Früh beginnen, sind sie bestens besucht: die Rorate-Messen. Selbst junge Leute kann man dafür gewinnen.
Ausgabe: 2016/49
06.12.2016 - Josef Wallner
Die Rorate-Messen sind in den vergangenen Jahren zu einem wieder belebten und beliebten „Adventbrauch“ geworden, oft verbunden mit einem anschließenden Frühstück im Pfarrheim. Die Kirche, nur mit Kerzen erleuchtet, verbreitet eine Atmosphäre der Ruhe und Sammlung, diese Stimmung zieht die Gottesdienstbesucher/innen in ihren Bann. Sie schätzen es, zumindest den Morgen in der oft hektischen Adventzeit besinnlich beginnen zu können.
Ihren Namen hat die Rorate-Messe vom Eröffnungsvers der Messe, der den Vers 8 aus dem 45. Kapitel des Buches Jesaja aufnimmt. Dieser lautet: „Rorate caeli desuper, et nubes pluant iustum: aperiatur terra, et germinet Salvatorem.“ In der deutschen Übersetzung: „Tauet, Himmel, von oben, ihr Wolken, regnet den Gerechten: Es öffne sich die Erde und sprosse den Heiland hervor.“ Die Adventzeit hat eine zweifache Dimension: Die Kirche bereitet sich auf das Geburtsfest des Herrn vor und vertieft gleichzeitig ihre Erwartung der zweiten Ankunft Christi am „Ende der Tage“: „Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.“ Der Rorateruf erinnert daran, auch auf die zweite Ankunft Christi vorbereitet zu sein, und unterstreicht damit ein Grundanliegen der Adventzeit.
Aus dem „Rorate“ haben sich die bekannten Adventlieder „O Heiland, reiß die Himmel auf“ und „Tauet, Himmel, den Gerechten“ entwickelt. Das Christus-Oratorium von Franz Liszt beginnt mit der gregorianischen Melodie des Rorate-Introitus. Die Rorate-Messe war bis zur liturgischen Erneuerung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil eine Votivmesse zu Ehren Mariens. Wegen des dabei vorgetragenen Evangeliums von der Verkündigung des Herrn durch den Engel Gabriel bezeichnete man sie auch als Engelamt.