Der Marienfeiertag am 8. Dezember ist eine Hörhilfe in einer innerlich laut gewordenen Welt. Den Ruf aus den Geräuschen zu filtern. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/49
06.12.2016 - Matthäus Fellinger
Wie gut, dass es sie gibt: Hörgeräte. Sie überbrücken die Schwäche eines müde gewordenen Hörorgans. Nicht wahrnehmen zu können, was gesprochen wird, verunsichert und macht einsam. Wo es laut ist und jeder nur reden und kaum jemand recht hören will, wird Hören mühsam.
Schwerhörigkeit gibt es nicht nur im äußerlichen, dem physischen Hören. Sie betrifft ebenso die Fähigkeit zum inneren Hören – zum Hören des Rufs, der an mich ergeht.
Das Marienfest am 8. Dezember ist ein Hochfest der Aufmerksamkeit. Maria, die Hörende. Auch in Bezug auf das innere Hören ist die Welt ziemlich laut geworden – besonders im Advent. So viele Nebensächlichkeiten machen das Hören schwer.
Verkündigung, sagt man, ist eine Hauptaufgabe der Kirche. Kundtun kann nur, wer gut im Hören ist. So kann man Kirche auch verstehen: als eine große Hörgemeinschaft. Auf Gott hinhören in der Vielstimmigkeit der heutigen Welt. Hören braucht Aufmerksamkeit.
Der Marienfeiertag am 8. Dezember ist eine Hörhilfe in einer innerlich laut gewordenen Welt. Den Ruf aus den Geräuschen zu filtern. Das leise Wimmern der Armen als himmelschreiend wahrzunehmen. Die Aufmerksamkeit darauf zu richten, was Gott von uns erwartet – und was meine Berufung ist in dieser Welt. Es könnte dem Leben Richtung geben.