Glaube – das ist die Hoffnung, dass etwas ist in der Stille. Ein Leitartikel von Matthäus Fellinger.
Ausgabe: 2016/48
29.11.2016 - Matthäus Fellinger
Woher kommt es nur – dieses Verlangen, dass der Advent still sein müsse, und dass, was im Advent zu entdecken sei, am besten in der Stille zu finden wäre?
Nicht die Stille, das Durchbrechen der Stille. Das ist der Advent. Die Stimme, die die Wüstenruhe zerreißt.
„Ankunft“ heißt Advent. Es kommt noch etwas. Keineswegs für alle ist der Fall, was man heute als Phänomen der Zeit beschreibt: dass ungeheuer viel los sei – und dass man unentwegt beschäftigt wäre. Dass nur ja nichts mehr dazwischenkommt.
Vielleicht sogar für noch mehr Menschen ist es geradezu umgekehrt. Still ist es geworden. Da ist nicht ständig etwas los. Ihr Leben ist ein Warten geworden, ein Zählen der Stunden. Ein Sehnen. Kommt heute jemand? Wenn doch endlich etwas dazwischenkäme! Etwas. Jemand. Nur nicht wieder allein.
Glaube – das ist die Hoffnung, dass etwas ist in der Stille. Ein Ahnen: Ich bin nicht allein. Da kommt ein Klang in die Stille. Vielleicht wird ihn der besser hören, dessen Leben durch die Wüstenstille der Einsamkeit gegangen ist. Schon vor tausenden Jahren haben Menschen ihm den Namen gegeben. Es ist der Gottesname: „Jahwe“ – „Ich bin da“. Vielleicht hätte Jesus zu unserer Zeit seinen Seligpreisungen noch eine weitere hinzugefügt. Selig die Einsamen. Sie werden den Gottesruf hören können.