„Die Polizei hat uns den Zugang auf die Uni verwehrt“
Warum geht ein Österreicher nach Kasachstan? Die Kollegen von Jakob Haijes wunderten sich. Doch er hat sehr gern in der Metropole Almaty studiert. Auch wenn es manche Probleme zu meistern galt, wie er der KirchenZeitung verriet.
„Ich habe das Abenteuer gesucht.“ Die Frage, was ihn nach Kasachstan verschlagen hat, ist für Jakob Haijes im Prinzip leicht beantwortet. Nur mit einem 65-Liter-Rucksack im Gepäck war der 22-jährige FH-Student von der Heimat im Kremstal aufgebrochen. So wollte er neben dem Unileben möglichst flexibel Ausflüge in dem zentralasiatischen Riesenreich machen. Jakob lernte die endlosen Steppen Kasachstans und das Gebirge mit seinen unzähligen Gletschern kennen. Am Speiseplan standen kulinarische Besonderheiten wie Pferdefleisch und vergorene Stutenmilch. „Etwas gewöhnungsbedürftig, aber ganz okay“, sagt Jakob Haijes, der auf einer Wanderung einmal eine brenzlige Situation meistern musste: „Wir sind irrtümlich in ein militärisches Sperrgebiet gekommen. Nur knapp sind meine Kollegen und ich einer hohen Strafe entkommen.“
Für seine Trips musste sich Jakob nur auf die Straße stellen und die Hand rausstrecken. „Irgendwer hält immer an. Das dauert nie lange.“ Der Unterschied zum klassischen Autostoppen ist, dass ein Fahrpreis ausgehandelt wird. „Dadurch habe ich vom kasachischen Arbeiter bis zum Unternehmenschef die unterschiedlichsten Leute kennengelernt“, sagt der kontaktfreudige Student, der von August bis Weihnachten 2015 an einer Privat-Uni in Almaty Controlling, Rechnungswesen studiert hat.
Uni als Partnerbörse
Das Studieren in Kasachstan hat Jakob gut gefallen, die Aufnahme durch die Kollegen war herzlich. „Sie haben sich halt gewundert, warum ein Österreicher nach Kasachstan geht.“ Jakob wiederum hat erstaunt festgestellt, dass einige seiner Mitstudenten mit Anfang 20 schon verheiratet waren. Andere nutzen die Seminare und Vorlesungen für die aktive Partnersuche. „Besonders die Studentinnen haben sich sehr aufgetakelt mit kurzen Röcken und hohen Absätzen.“ Aufgefallen ist ihm nicht nur auf der Uni, dass die Verwaltung sehr stark aufgebläht ist. „Da findet man es nachher mit der Bürokratie in Österreich halb so wild.“ Noch stärker eingeprägt hat sich aber eine unliebsame Begegnung mit der Polizei mitten im Semester. „Sie haben uns an einem eigentlich normalen Tag plötzlich den Zugang auf die Uni verwehrt.“ Später erfuhr er den Grund für die großen Sicherheitsvorkehrungen. Eine Verwandte des autoritären Langzeitpräsidenten Nasarbajew besuchte zu dem Zeitpunkt eine Veranstaltung auf der Uni. Erst nach Stunden durfte Jakob an diesem Tag in das Uni-Gebäude. Jakob haben solche Erfahrungen in Kasachstan aber letztlich nur gestärkt: „Mein Gottvertrauen und das Vertrauen, dass alles gut wird, sind gewachsen.“
Vortrag von Jakob Haijes
Auslandssemester in Zentralasien/Kasachstan. Vortrag von Jakob Haijes. Donnerstag, 24. November 2016, 20 Uhr. Pfarrheim Kirchdorf an der Krems. Eintritt: 5 Euro.