Rhythmisch-musikalische Erziehung – Rhythmik genannt – kombiniert das ursprüngliche Bedürfnis des Menschen nach Bewegung mit dem Einsatz von Stimme, Sprache und Materialien.
Wenn wir uns als Menschen bewusst wahrnehmen, entdecken wir körpereigene Rhythmen, wie den Herzschlag oder das Heben und Senken des Brustkorbs beim Atmen. Uns überrascht mitunter die Leichtigkeit, die sich beim Gehen, Laufen oder Tanzen einstellt, sobald wir dabei unseren eigenen Rhythmus gefunden haben. Auch natürliche Phänomene wie Jahreszeiten und Mondphasen können wir erleben und beobachten. Die Wiederholung von Jahreszeiten sowie Feste im Jahreskreis lassen uns die Welt greifbarer und durchschaubarer erscheinen. Ein gegliedeter, geregelter Tagesablauf wirkt den oft verwirrenden Alltagsreizen entgegen und bringt gerade kleineren Kinder Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit, die das Finden des „eigenen Rhythmus“ begünstigen.
Rhythmik im Alltag. Die Rhythmik gibt es nicht nur als durchgeplante Rhythmik-Einheit, sondern sie kann als rhythmisches Prinzip in den Alltag einfließen. Ein wesentliches Merkmal der Rhythmik lautet: Erleben – Erkennen – Benennen. Sie kann als Methode angesehen werden, durch die Kinder Erfahrungen machen, über die sie dann sprechen können. Erlebnisse dienen somit der Sprachförderung. Wir müssen buchstäblich etwas begriffen haben, um es in Worte fassen zu können ...
Aufeinander einstellen. Wenn Menschen miteinander Gespräche führen, so passiert das in Rhythmen. Angemessenes Zuhören, Abwarten, Antworten und auch Pausen wechseln einander ab. Gelungene Gespräche erfordern, dass sich die beteiligten Personen in Tempo und Äußerungen aufeinander einstellen und Körpersprache „sprechen“ und „lesen“ lernen.
Aus dem Takt. Wir leben in einer temporeichen Zeit. Wir erledigen manches gleichzeitig, um Zeit zu gewinnen, was Konzentration und Aufmerksamkeit beeinträchtigt und uns dadurch sogar aus dem Takt bringen kann.
Für alle Sinne. Die Rhythmik spricht alle Sinne an. In Rhythmikeinheiten erleben Kinder das rhythmische Erschwingen auf einen Puls und darüberliegende Rhythmen von Sprachreimen, Versen und Liedern. Sobald die Gruppe gemeinsam zu tanzen anfängt, macht das einfach Riesenspaß! Rhythmuserlebnisse fördern die Wahrnehmung des eigenen Körpers und stärken das Selbstbewusstsein. Töne und Geräusche erzeugen zu dürfen weckt das schöpferische Potenzial, macht erfinderisch und ist sehr lustig! Alle Aufgabenstellungen beanspruchen die ungeteilte Aufmerksamkeit für den Moment, das Hier und Jetzt, und fördern deshalb die Konzentration. Musik und Bewegung machen Kinder schlau und fördern Fantasie und Kreativität.
Beispiel für eine Rhythmikübung. Dirigieren: Die Kinder wählen kleine Instrumente (Becken, Klangstäbe, Triangeln, Rasseln …). Ein Kind hat kein Instrument, sondern ein buntes Tuch. Es dirigiert die Bewegungen mit den Tüchern und zeigt an, ob laut, leise oder gar nicht musiziert werden soll. Die Instrumentengruppe reagiert akustisch auf die optischen Vorgaben. Dadurch entsteht ein nonverbaler Dialog, eine „Führen-und-sich-führen-Lassen“-Situation. Zeitspannen werden durch akustische Ereignisse verdeutlicht.
- Mag. Irmgard Bankl ist Rhythmik-, Musik- und Bewegungspädagogin
Informationen im Internet: www.rhythmik.at
„Unsere Kinder“
Der Beitrag ist die Zusammenfassung eines Artikels aus der Fachzeitschrift „Unsere Kinder“ in der Ausgabe, die kommende Woche erscheint. Die Zeitschrift für das Berufsfeld der Kleinkind- und Kindergartenpädagogik wurde mit Beginn des Jahres 2009 völlig überarbeitet und präsentiert sich nun in neuem Erscheinungsbild. Inhaltlich hat sich das Fachjournal geöffnet – vom Schwerpunkt auf Kindergarten hin zu anderen Formen der Arbeit mit jungen Kindern wie Tagesmütter, Spielgruppen ... und zu therapeutischen Berufen.
- Infos und Probeexemplare gibt es in der Redaktion „Unsere Kinder“, Kapuzinerstraße 84, 4020 Linz, Tel. 0732/76 10-20 91, E-Mail: unsere.kinder@caritas-linz.at, www.unserekinder.at